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Krieg in der Ukraine – Stimmung in Frankfurt angespannt
Frankfurter Rundschau
Jeden Tag demonstrieren Menschen vor dem russischen Generalkonsulat in Frankfurt. Andere versuchen ihren Alltag zu leben, sind aber in Gedanken bei der Ukraine.
Frankfurt – Die Stimmung in Frankfurt ist angespannt. Zumindest am Generalkonsulat der Russischen Föderation an der Eschenheimer Anlage. Dort ist jeden Tag eine Mahnwache gegen den Krieg in der Ukraine. Der Fahrer eines Fast-Food-Lieferdienstes ruft den Demonstrierenden etwas auf Russisch zu, sie antworten. Es ist ein Dialog mit Schärfe. Ein Polizist schreitet ein und bitte alle Beteiligten, sich auf Deutsch zu äußern, damit er den Überblick behalte. „Seit acht Jahren ist dort endlich wieder Frieden“, übersetzt der Fahrer seine Worte. Er meint die Ukraine. Die Demonstrierenden sind empört.
Große Aufregung auch am Nachmittag. Die FR hat eine Fotografin geschickt, um sich bei der Mahnwache umzusehen. Sie entdeckt vor den Toren auf dem Bürgersteig einen Schriftzug zu Putin. Als sie ihn fotografiert, kommen Bedienstete aus dem Gebäude und machen ihrerseits Fotos von der FR-Fotografin. Kurz darauf erscheint eine offenbar alarmierte Polizeistreife und erklärt der verblüfften Fotografin, sie werde verdächtigt, den Schriftzug selbst aufgetragen zu haben. Die Aufregung legt sich erst, als ein weiterer Konsulatsmitarbeiter erscheint und der Polizei offenbar das Video einer Überwachungskamera zeigt. Die Fotografin ist unschuldig.
Angespannt ist auch Kateryna von Bonin. „Mein Vater ist 63 Jahre alt und kämpft gerade“, sagt sie mit Tränen in den Augen. Seit Donnerstag ist von Bonin jeden Tag mit Megafon vor dem Konsulat in Frankfurt, auch sonntags. Sie wolle nicht, dass es hier ruhig ist und die Diplomaten vergessen, was der russische Präsident in Europa ausgelöst habe. „Wir wollen die Menschen aufwecken, dass sie sich gegen Putin stellen. Nur so kann der Krieg gestoppt werden.“
Manche möchten aber nicht geweckt werden. Viele aus der russischen Community stünden weiterhin zu ihrem Präsidenten, manche drohten oder beleidigten sie, erzählt von Bonin. Aufhören wird sie dennoch nicht. In Russland gebe es keine richtige Berichterstattung. „Putin lügt seine eigene Bevölkerung an. Es sind schon viele russische Soldaten gestorben. Das muss aufhören“, fordert sie.
Uwe Middelanis protestiert ebenfalls. „Mein Gewissen sagt mir, dass das richtig ist, hier zu stehen. Allein durch Präsenz kann man schon etwas bewirken“, sagt er. Bis vor kurzem habe er es für undenkbar gehalten, dass es einen Angriffskrieg in Europa geben könnte. Die Gefahr, auch für Deutschland, dürfe nicht unterschätzt werden. Middelanis denkt an seine Söhne. Sollte Deutschland tatsächlich die Wehrpflicht wieder einführen, sie würde es treffen.