
Kreml-Überläufer packt über Putin aus
n-tv
Die russische Präsidentengarde FSO ist nicht nur für die Sicherheit von Wladimir Putin verantwortlich, sondern auch für dessen Kommunikation. Die ist eher altertümlich, wie ein geflohener Offizier in einem Interview berichtet. Informationen bezieht Putin demnach vor allem von seinen Geheimdiensten.
Der russische Präsident Wladimir Putin lebt nach Angaben eines geflohenen Offiziers der russischen Präsidentengarde FSO in einem Informationsvakuum. "Er benutzt kein Mobiltelefon. Jedenfalls habe ich in all meinen Dienstjahren keines gesehen", erklärt der Überläufer namens Gleb Karakulow in einem Interview mit dem vom russischen Oppositionellen Michail Chodorkowski finanzierten Dossier Center. Auch das Internet meidet Putin demnach: "Er bezieht Informationen ausschließlich aus seinem engsten Kreis."
Karakulow arbeitete nach eigenen Angaben von 2009 bis zu seiner Flucht im Herbst 2022 in der Kommunikationsabteilung des FSO in Moskau. Laut eigener Aussage nutzte er im vergangenen Oktober eine Geschäftsreise für die Flucht mit seiner Frau und Tochter über Kasachstan in die Türkei. Das Dossier Center hat seine Angaben und Papiere gegengecheckt. Seine Aussagen können dennoch nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden. Das Interview liegt auch als Youtube-Video auf Russisch mit englischen Untertiteln vor.
Zu den Aufgaben von Karakulow gehörte es demnach, auf Reisen die Kommunikation Putins und des russischen Premierministers Michail Mischustin zu verschlüsseln - sowohl in Russland als auch im Ausland. "Wenn wir mit dem Premierminister unterwegs waren, ist normalerweise jemand mitgereist, der für das Internet zuständig war. Ein digitales Büro mit Laptop und Zugang zum Netzwerk", erklärt der geflohene Offizier in dem Interview weiter. "Wenn wir mit Putin unterwegs waren, wurde diese Person nicht gebraucht. Warum auch?"