Kreativ in der Pandemie: So viele Michelin-Sterne wie nie zuvor
ProSieben
Für Gastronomen war die Corona-Pandemie alles andere als leicht. Lockdown, Sperrstunde, geringere Auslastung, Fachkräftemangel - die Restaurants hatten zu kämpfen. Es blieb jedoch auch Zeit für neue Ideen und kulinarische Experimente. Nun gibt es einen Sternenregen.
Obwohl die Corona-Pandemie vielen Gastronomen zu schaffen gemacht hat, haben die Zwangspausen die Spitzenköche im Land zu Höchstleistungen angespornt. Mit neuen Rezepten und Arrangements erkochten sich Küchenchefinnen und -chefs in Deutschland damit so viele Michelin-Sterne wie nie zuvor, wie der Direktor des "Guide Michelin" für Deutschland und die Schweiz, Ralf Flinkenflügel, der Deutschen Presse-Agentur, sagte. "Sie haben die Zeit genutzt, um sich zu hinterfragen und haben vieles besser gemacht." Und so sind im neuen "Guide Michelin" genau 327 Sterne-Restaurants zu finden. Der Gourmetführer für 2022 ist am Mittwoch in Hamburg vorgestellt worden.
"Das ist ein Rekordjahr. Das hat uns sehr verwundert." Denn das Jahr sei für die Branche gleichzeitig pandemiebedingt auch ein "unheimlich schwieriges Jahr" gewesen. "Es war schon wirklich sehr erstaunlich, wie gut die Gastronomen das alles gemeistert haben." Die Küchenchefinnen und -chefs hätten dabei viel Flexibilität, Mut und Widerstandsfähigkeit an den Tag gelegt.
Besonders begeistert waren die Michelin-Inspektoren bei ihren Besuchen in Rheinland-Pfalz vom "Weltklasse"-Essen des Küchenchefs Thomas Schanz. Das "schanz.restaurant" im Weinort Piesport hat sich damit einen dritten Stern ergattert und gehört nun zur Spitze der deutschen Gastronomie. Schanz selbst zeigte sich am Mittwoch in Hamburg sehr überrascht von der kulinarischen Ehre. Er habe ja schon zwei Sterne. "Es ist unfassbar, muss ich sagen. Jetzt drei Sterne zu bekommen - das ist ein ganz großer Traum, der hier in Erfüllung geht. Das ist ganz groß", sagte er nach der Verleihung. Damit gibt es in Deutschland nun neun Drei-Sterne-Restaurants.
Zudem sind fünf Restaurants aus Bayern und jeweils eins aus Baden-Württemberg, Hamburg und dem Saarland dank der Kochkünste ihrer Küchenchefs in die Riege der nun 46 Zwei-Sterne-Restaurants aufgenommen worden. In den kurzen Dankesreden der Sterneköche ging es immer wieder um den lang ersehnten Lebenstraum, der sich mit den Michelin-Sternen nun erfülle. Im Mittelpunkt standen aber auch immer die Kollegen der Küchenchefs, wie beispielsweise Edip Sigl vom "Es:senz" im oberbayerischen Grassau sagte. "Das ist keine Einzelleistung, sondern eine absolute Teamleistung. Das ist wirklich Hochleistungssport, der hier abgerufen wird." Sigl durfte für sich und sein Team einen zweiten Stern mit nach Hause bringen.
Gleichzeitig tragen 272 Restaurants jeweils einen Stern - in dieser Kategorie sind 31 Restaurants neu dazugekommen. Elf grüne Sterne gab es zudem für umweltbewusstes und ressourcenschonendes Handeln in der Küche. Die Auszeichnung Bib Gourmand haben 18 Restaurants für gute Küche zu moderaten Preisen neu ergattern können.