Kosten auf der Rennbahn galoppieren davon
Frankfurter Rundschau
Nicht nur das Image des DFB ist im Keller, der Verband gerät mit seiner schicken neuen Heimat auch finanziell in Nöte / Düstere Prognosen
Insgesamt fünfeinhalb Jahre hat Ulrich Ruf dem Prüfungsausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vorgestanden. Der 66-Jährige stellt sich am Freitag beim DFB-Bundestag nicht mehr zur Wiederwahl in das unabhängige Gremium. Ruf zieht die Konsequenzen aus den „beispiellosen Vorgängen“ rund um den dubiosen Beratervertrag mit der Agentur von Kurt Diekmann, um die sich jetzt auch die Staatsanwaltschaft kümmert (die FR berichtete). Doch wird der Schwabe noch an anderer Stelle seines Berichts überaus deutlich: „Der Prüfungsausschuss beobachtet seit Jahren mit großer Sorge die mittelfristige Finanzsituation des DFB, die eine besorgniserregende Entwicklung genommen und ein strukturelles Defizit auch in den nächsten Jahren zur Folge hat.“
Die ständig steigenden Kosten für Personal und für Beratungsdienstleister, die zusätzlich Belastungen durch den Neubau des DFB-Campus und neue steuerliche Bewertungen seien hierfür im Wesentlichen verantwortlich. Dass in derart drastischer Form auf finanzielle Engpässe von Prüferseite aufmerksam gemacht wird, ist neu. Es wird angeregt, „Grundsatzdiskussionen im DFB-Präsidium zu führen, welche Projekte sich der DFB weiterhin leisten kann und welche nicht“.
Zuletzt monierte Schatzmeister-Kandidat Ralf Viktora im FR-Interview: „Wir haben per Rundschreiben die Information erhalten, dass Sichtungsturniere aus Kostengründen abgesagt werden mussten. Damit können wir uns keineswegs identifizieren. Solche Turniere sind doch das für die Zukunft ganz wichtige Butter-und-Brot-Geschäft des DFB. Also müssen wir Kosten woanders einsparen.“ Peinlich für den DFB, dass es überhaupt soweit gekommen ist.
Kritisch hinterfragt werden von den DFB-Prüfern die enormen Investitionen in die bald fertige Akademie, da „dieses Leuchtturmprojekt auch eine Fülle von Risiken in sich birgt, und zwar hinsichtlich der Kosten, der Finanzierung und der Folgekosten“. Denn der von einem eigenen DFB-Bundestag maximal genehmigte Kostenrahmen von 150 Millionen Euro kann laut Prüfungsausschuss nicht eingehalten werden.
Der scheidende Schatzmeister Stephan Osnabrügge informiert in seinem Bericht für den Bundestag über die klamme Kassenlage angesichts des größten Einzelprojekts in der DFB-Geschichte. Das eigentliche Baubudget werde eingehalten, versucht er zu beruhigen, allerdings kämen einmalig noch sogenannte Projektnebenkosten für Inbetriebnahme, die Möblierung, die Außenanlage, aber auch die Lichttechnik obendrauf – insgesamt 19,3 Millionen Euro.