
Konflikt mit Prigoschin? Putin soll Wagner-Söldner zum Sterben nach Bachmut geschickt haben
Frankfurter Rundschau
Zwischen dem Kreml um Wladimir Putin und Wagner-Chef Prigoschin brodelt es gewaltig. Laut der US-Denkfabrik ISW erreicht der Konflikt nun seinen Höhepunkt.
Kiew - Die seit Monaten andauernden Kämpfe um Bachmut setzen sich weiter fort. Der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, sprach von einer „sehr schwierigen“ Lage. Besonders in Bachmut spielen die Wagner-Söldner eine zentrale Rolle. Doch der seit Wochen schwelende Konflikt zwischen dem Kreml um Wladimir Putin und Prigoschin erreicht nun offenbar seinen Höhepunkt. Das schreibt die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) in einem Bericht vom 12. März in Bezug auf den Ukraine-Konflikt.
Weil es Russland an Fortschritten im Kampf um Bachmut fehle, nehmen die US-Experten an, dass die Gelegenheit genutzt werde, Wagner-Truppen absichtlich in dem umkämpften Gebiet einzusetzen. Dem ISW zufolge werde das Ziel verfolgt, „Prigoschin zu schwächen und seine Ambitionen auf größeren Einfluss im Kreml scheitern zu lassen“. Der Bericht verweist darauf, dass das russische Verteidigungsministerium die Rekrutierungsmöglichkeiten Prigoschins von Sträflingen zunehmend einschränkte.
Der 61-Jährige, auch bekannt als „Putins Koch“, hatte monatelang Gefängnisinsassen für den Einsatz im Ukraine-Krieg rekrutiert und ihnen bei ihrer Rückkehr nach Russland Amnestie versprochen, falls sie die Kämpfe in der Ukraine überleben. Anfang Februar erklärte Prigoschin jedoch, dass die Rekrutierung aus Gefängnissen beendet sei - offenbar auf Druck des Verteidigungsministeriums in Moskau. Mangels neuer Häftlinge als Rekruten könnte die russische Söldnertruppe nach britischer Einschätzung Schwierigkeiten bekommen.
Das Verteidigungsministerium in London verwies am Montag (13. März) darauf, dass Moskau dem Wagner-Chef die Möglichkeit genommen habe, Söldner in Gefängnissen zu rekrutieren. Die Hälfte der eingesetzten Gefangenen sei Opfer der schweren Kämpfe geworden. Eine landesweite Rekrutierungskampagne gleiche die Verluste nicht aus. Erst am Freitag (10. März) hatte Prigoschin die Eröffnung von 58 Rekrutierungszentren in 42 Städten Russlands verkündet. „Dauert das Verbot an, wird Prigoschin wahrscheinlich gezwungen sein, Umfang oder Intensität der Wagner-Einsätze in der Ukraine zu reduzieren“, hieß es jedoch aus Großbritannien. Und das scheint offenbar nur die Spitze des Eisbergs.
Denn laut ISW priorisiere das russische Verteidigungsministerium „derzeit die Eliminierung der Wagner-Truppen auf den Schlachtfeldern in Bachmut“. Der Wagner-Kreml-Konflikt könnte somit das Vormarschtempo in der Region verlangsamen.