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Kommentar: Erneuerung bei Borussia Dortmund
Frankfurter Rundschau
Borussia Dortmund scheidet aus der Europa League aus, der Kader passt einfach nicht zusammen. Es besteht Handlungsbedarf. Ein Kommentar.
Am Tag danach kassierte Borussia Dortmund gleich mal seine Jahresprognose. Der einzige börsennotierte Fußball-Bundesliga korrigierte den erwarteten Verlust fürs Geschäftsjahr 2021/22 nach oben: Die 12 bis 17 Millionen Euro Miese seien nicht mehr zu halten, ließ die KGaA am Freitag per Ad-hoc-Meldung wissen. Das sind die wirtschaftlichen Folgen eines Europa-League-Ausscheidens, dass sich in einen langen Reigen peinlicher Abschiedsvorstellungen deutscher Vereine gegen finanziell klar schlechter gestellten Konkurrenten fügt. Glasgow Rangers ist immer noch ein stolzer Name, aber längst kein internationales Schwergewicht mehr. Doch Herz und Leidenschaft haben genügt, dem BVB dem Zahn zu ziehen. Und das ist die andere Erkenntnis nach einem 2:2, das nach der 2:4-Hinspielpleite nicht ausreichte: Dieser Kader hat in seiner derzeitigen Zusammenstellung keine Zukunft.
Ihm gehen Konsequenz, Härte und auch ein Stück weit der Wille ab, um mal wieder einen Titel an Land zu ziehen. Im DFB-Pokal, Champions League und Europa League haben die Westfalen ihre Chancen fast achtlos weggeworfen, Sportdirektor Michael Zorc bemühte nicht umsonst den Begriff „lahmarschig“. Trainer Marco Rose stößt an Grenzen, wenn Willensleistungen wie zum Rückrundenauftakt bei Eintracht Frankfurt – 3:2 nach 0:2 – mit sechs Liga-Niederlagen konterkariert werden.
Wer sich den Renovierungsbedarf ansieht, kommt um die Erkenntnis nicht umhin: Die deutschen Nationalspieler sind Teil des Problems. Mats Hummels, 33, ist zu langsam, Marco Reus, 32, zu wechselhaft in seinen Leistungen, Julian Brandt, 25, noch viel unsteter, wie sein tölpelhaftes Foul am Donnerstagabend belegte. Und Emre Can, 28, stößt offenbar an natürliche Grenzen. Bundestrainer Hansi Flick wird ganz genau hinschauen, welchen Borussen-Profis er für die Zukunft vertrauen kann. Der seit Monaten beste BVB-Profi kommt übrigens von der Insel: Jude Bellingham, ein Anführer mit erst 18. Um ihn herum muss dringend ein neues Team mit einer anderen Mentalität erbaut werden.