
Kolumbien: Kohlemine als Goldgrube
DW
Während sich Deutschland von russischem Gas, der Atomkraft und heimischer Kohleförderung verabschiedet, wird immer mehr Kohle aus Kolumbien importiert. Die sonderbaren Konsequenzen der Energiewende.
Die Regierungen in Deutschland und in Kolumbien hatten eine Dekarbonisierungsstrategie angekündigt. Aber tatsächlich passiert genau das Gegenteil. Und der Profiteur dieser Entwicklung sitzt in der Schweiz.
Als Gustavo Petro und Francia Marquez vor knapp einem Jahr vor ihrem historischen Wahlsieg in Kolumbien standen, gaben sie im Wahlkampf ihren Landsleuten ein historisches Versprechen. Im Programm des Linksbündnisses "Pacto Historico" war zu lesen, dass sich das südamerikanische Land unter ihrer Führung aus der Förderung fossiler Brennstoffe aussteigen wolle.
Mit einem Twitterkommentar hatte die damalige Umweltaktivistin und heutige Vizepräsidentin Francia Marquez besonders den Blick auf die Kohlemine "El Cerrejon" gelenkt, der größten in Lateinamerika: "In La Guajira befindet sich die größte Kohlemine Kolumbiens, und in diesem Departement sterben Kinder an Hunger. Ist das Entwicklung?"
Genau aus dieser Mine stammt auch jene Kohle, die Deutschland nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine bezieht, um den Ausfall russischer Gaslieferungen und das Embargo gegen russische Kohleimporte auszugleichen. Die politische Entscheidung in Deutschland, aus der Atomkraft auszusteigen und die Stromerzeugung zumindest zeitweise durch Kohleverstromung zu ersetzen, sorgt derzeit für zusätzlichen Bedarf an Kohle.
Der große Profiteur dieser Entwicklung ist der Konzern Glencore. Das Schweizer Unternehmen hatte nur wenige Wochen vor dem russischen Überfall auf die Ukraine die Mine komplett übernommen. Seitdem kennen die Exportzahlen nur eine Richtung: nach oben.