Klimawandel: „Kleine Elite gönnt sich Freifahrtschein“
Frankfurter Rundschau
Oxfam: Superreiche verursachen einen immer größeren Teil der Emissionen
Der britische Milliardär Richard Branson hat es getan, Amazon-Gründer Jeff Bezos auch: Sie sind in den Weltraum geflogen. Doch das kurze Vergnügen, das für fast alle anderen Menschen unerreichbar bleiben dürfte, hat es in sich. „Mit einem einzigen Weltraumflug verursacht ein Milliardär mehr Emissionen, als jemand aus der ärmsten Milliarde Menschen in einem ganzen Leben zusammenbringt“, sagt Nafkote Dabi, Klimaexpertin der Entwicklungsorganisation Oxfam. Eine kleine Elite gönne sich einen Freifahrtschein für die Zerstörung des Klimas.
Das belegt auch ein Bericht, den Oxfam am Freitag in Glasgow vorgelegt hat. Demnach darf der CO 2 -Ausstoß pro Kopf im weltweiten Durchschnitt 2030 nicht mehr als 2,3 Tonnen betragen, um verträglich mit dem 1,5-Grad-Ziel aus dem Pariser Klimavertrag zu sein. Schon heute liegen die Menschen in etlichen Ländern des globalen Südens mit ihrem Pro-Kopf-Ausstoß darunter. In Sambia, Afghanistan oder Vanuatu liegt der CO 2 -Ausstoß zum Beispiel bei rund 0,3 Tonnen pro Kopf – und wird auch in zehn Jahren die kritische Grenze von 2,3 Tonnen kaum übersteigen.
Auf der anderen Seite werden die Emissionen von sehr reichen Menschen anteilsmäßig weiter zunehmen. Dem Bericht zufolge dürfte das eine Prozent der reichsten Menschen 2030 für 16 Prozent der weltweiten Gesamtemissionen verantwortlich sein. Ihre Pro-Kopf-Emissionen würden dann den für das 1,5-Grad-Ziel verträglichen Wert 30-fach übersteigen. Wollten sie ihre Emissionen in die Nähe der Paris-Verträglichkeit bringen, müssten sie sie um 97 Prozent reduzieren. Die Auswirkungen der Klimakrise treffen dagegen vor allem die Ärmsten. Menschen im globalen Süden sind von klimabedingten Schäden besonders betroffen. In den vergangenen beiden Jahrzehnten trafen Extremwetterereignisse Puerto Rico, Myanmar, Haiti, die Philippinen und Mosambik am schlimmsten.