Klimagipfel: „Wir schaufeln uns unser eigenes Grab“
Frankfurter Rundschau
UN-Chef Guterres warnt vor einem Scheitern des Gipfels in Glasgow, der mit Reden im Drei-Minuten-Takt beginnt.
Glasgow - Früher kamen die Staats- und Regierungschefinnen und -chefs erst ganz am Schluss einer UN-Klimakonferenz, um die letzten politischen Fragen zu lösen. Doch dieses Modell scheiterte spektakulär 2009 in Kopenhagen. Seither versuchen sie, den Verhandlungen gleich zu Beginn Schwung zu verleihen. So auch in Glasgow.
Den Anfang machte der Gastgeber, der britische Premierminister Boris Johnson. Er verglich sich und die anderen Anwesenden mit James Bond, der versucht, im letzten Moment eine Bombe zu entschärfen, bei deren Detonation „das menschliche Leben, wie wir es kennen, endet“. Der Unterschied sei, dass „das kein Kinofilm und die Weltuntergangsmaschine real ist“.
UN-Chef Antonio Guterres argumentierte ähnlich, aber mit deutlich mehr Gravitas. Die von den Staaten versprochenen Anstrengungen beim Klimaschutz reichten nicht aus: „Wir schaufeln uns unser eigenes Grab“, warnte er. Der Planet verändere sich vor unseren Augen – von den Tiefen der Ozeane bis zu den Berggipfeln, von schmelzenden Gletschern bis zu extremen Wetterereignissen. Und dann stellte Guterres eine Forderung, von der in den kommenden Wochen noch zu hören sein wird: Die Länder sollten nicht alle fünf Jahre neue Klimaziele vorlegen, sondern jedes Jahr – bis sie mit dem 1,5-Grad-Limit vereinbar sind. Außerdem machte er eine Ankündigung, die in den Chefetagen großer Konzerne gehört werden dürfte: Die Vereinten Nationen wollen Fachleute einsetzen, um die Netto-Null-Ziele von Firmen auf ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen.