
Klimaflüchtlinge in den Sundarbans suchen eine neue Heimat
DW
Auf die Insel Sagar retteten sich einst die Bewohner kleiner Inseln, die wegen des ansteigenden Meeresspiegels überflutet wurden. Aufgrund des Klimawandels steigt das Wasser weiter. Auch ihre neue Heimat ist nun bedroht.
Wenn der Vollmond kommt, muss Gangadhar Bor weg. Dann zieht er aus seinem kleinen Ein-Zimmer-Ziegelhaus mit einem Blechdach um, in eine provisorische Hütte auf Stelzen. Denn mit dem Vollmond kommt das Wasser. Seit mehr als einem Jahr bestimmen so die Gezeiten sein Leben.
Bei Hochwasser tritt der Fluss Muri Ganga über die Dämme. Eigentlich sollen sie Bors Heimatdorf Bankimnagar an der Küste der Insel Sagar schützen. Aber das Wasser strömt einfach über die Dämme hinweg, bis zu hundert Meter hinein ins Dorf. Die Bewohner müssen dann warten, bis es wieder zurückgeht. Erst dann können sie wieder in ihre Häuser.
"So funktioniert jetzt unser Leben hier", sagt Bor.
Die Insel Sagar liegt ganz im Westen der Sundarbans, wo die Flüsse Ganges, Brahmaputra und Meghna zusammenfließen und kleinere Nebenflüsse den größten Mangrovenwald der Welt speisen. Mit einer Gesamtfläche von 40.000 Quadratkilometern erstreckt sich das Delta über Bangladesch im Osten und den indischen Bundesstaat Westbengalen im Westen.
Sagar ist die größte der indischen Inseln des Deltas. Hier leben mehr als 200.000 Menschen. Doch es werden immer mehr. Die ansteigenden Fluten und zahlreiche Stürme haben kleinere Nachbarinseln längst unbewohnbar gemacht. Die Menschen von dort mussten weg, viele kamen so nach Sagar. Sie sind Klimaflüchtlinge, genauso wie der 65-jährige Bor.