
Kevin Kühnert: Vom Schülerpraktikanten zum SPD-Generalsekretär
Frankfurter Rundschau
Kevin Kühnert wurde zunächst als beharrliche Stimme der Jusos bekannt. Den Grundstein bei der SPD hat er allerdings viel früher gelegt. Heute sitzt er im Bundestag.
Berlin - Schülerpraktikum, Jusos, Bundestag - Kevin Kühnert legte früh den Grundstein seiner politischen Karriere und stieg kontinuierlich weiter auf. Heute, gut 15 Jahre später, ist er SPD-Generalsekretär und Bundestagsabgeordneter - übrigens einer der wenigen Nicht-Akademiker:innen (der Anteil studierter Abgeordneter beträgt regelmäßig über 80 Prozent). Noch jedenfalls: Ein Studium hatte er zwar begonnen, aber abgebrochen, ein weiteres ruht derzeit.
Alles begann mit einem Schülerpraktikum: Kevin Kühnerts politische Laufbahn startete bereits in seiner Schulzeit. Der heutige Bundestagsabgeordnete und SPD-Generalsekretär absolvierte 2005 ein Praktikum im SPD-Kreisbüro Steglitz-Zehlendorf und trat im Anschluss in die Partei ein. Sieben Jahre später wird er zum Landesvorsitzenden der Jusos Berlin gewählt, der Nachwuchsorganisation der SPD. In diesem Amt bleibt er bis 2015; dann wird er zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Organisation. Die Themen Steuerpolitik, Rentenpolitik, Strukturpolitik, Rechtsextremismus und Migrationspolitik sowie die Social-Media-Arbeit lagen zu dieser Zeit in seinen Händen.
2017 löste Kühnert die damalige Juso-Chefin Johanna Uekermann ab, 2019 wurde er wiedergewählt. Wegen seiner Bundestagskandidatur legte er sein Amt 2021 vorzeitig nieder. Schon während seiner Zeit bei den Jusos arbeitete Kevin Kühnert außerdem in den Büros verschiedener SPD-Politikerinnen.
Nach der Europawahl 2019 mit verheerenden Zahlen für die SPD, die den Rücktritt von Parteichefin Andrea Nahles zur Folge hatten, wurde auch Kevin Kühnert als ihr Nachfolger gehandelt. Allerdings wurde er stattdessen einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Partei. Im Parteivorstand wurde er 2020 zum Verantwortlichen für den Bereich Immobilien, Bauen und Wohnen. Etwas später erlangte Kühnert bei der Bundestagswahl 2021 das Direktmandat für seinen Wahlkreis Berlin Tempelhof-Schöneberg. Er ist Mitglied im Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen. Im Dezember 2021 wurde er zum Nachfolger von Lars Klingbeil als SPD-Generalsekretär gewählt.
Kevin Kühnert blickt also auf vielfältige Erfahrungen in der Politik zurück. Außerhalb jener hatte er sich nach Abitur (2008) und Freiwilligem Sozialen Jahr auch an der Universität versucht: 2009 begann er ein Publizistik-Studium in Berlin, in das er sich eingeklagt hatte, wie er im Format Jung & Naiv preisgab. Ziel sollte der Journalismus sein. Jedoch brach er dieses ab und arbeitete danach drei Jahre in einem Callcenter.