
Kein Start mit Qatar Air
Frankfurter Rundschau
Der DFB hat sich über viele Jahre hinweg in ein gesellschaftliches Abseits manövriert. Eine Zusammenarbeit mit der Fluggesellschaft aus dem Emirat wäre ein neuer Tiefpunkt.
Der Deutsche Fußball-Bund hat sein Image über die vergangenen Monate der Eigendemontage bereits so weit zugrunde gerichtet, dass man annehmen musste: Schlimmer geht nimmer. Die hohen Messlatten an eine moralische Instanz, die im größten Einzelsportverband der Welt unter dem ehemaligen Präsidenten Zwanziger eingezogen worden waren, sind längst gerissen. Zwanziger hat sie selbst am Ende nicht mehr alle überzeugend überquert. Seine Nachfolger - Niersbach, Grindel, Keller - schafften das auch nicht mit der dazu gebotenen Glaubwürdigkeit. Der DFB hat sich so über viele Jahre hinweg in ein gesellschaftliches Abseits manövriert. Der Tunnelblick der Funktionäre verhinderte, dass ihnen das zeitig bewusst wurde. Inzwischen wird der Verband – zum dritten Mal binnen sechs Jahren – in einer schweren Krise übergangsweise von einer Doppelspitze geführt. Die Interimspräsidenten Koch und Peters spazieren streitend über ein Trümmerfeld, für das sie selbst mitverantwortlich sind. Die Leute im Land haben sich mehrheitlich längst abgewendet, der sportliche Verfall der Nationalmannschaft tut sein übriges. Um den Selbstzerstörungsmodus endlich abzustellen, bräuchte es einen kompletten Neuanfang. Irgendwie hätten sie das im DFB falsch verstanden, würden sie sich statt der trudelnden Lufthansa künftig Qatar Airways als Partner ins Haus holen. Die Buchhalter im Verband dürfte ein unmoralisches Angebot der vom Emirat gepamperten Fluglinie mit dem isolierten Blick auf die von Corona gebeizte Bilanz zwar in freudige Erregung versetzen – die gesellschaftspolitischen Folgen aber würden verheerend ausfallen.More Related News