"Kein Russe kämpft fürs Vaterland, alle nur fürs Geld"
n-tv
Mit seinem Angriff auf die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin Zehntausende russische Soldaten in den Tod geschickt. Die meisten von ihnen stammen aus den ärmsten Regionen des riesigen Landes und kämpfen oftmals freiwillig, aber nicht für Vaterland oder ihren Präsidenten, sagt der russische Ökonom Wladislaw Inosemzew im Gespräch mit ntv.de. Er hält die gesamte russische Armee für eine Söldnerarmee. Denn der Kreml, das Verteidigungsministerium und neuerdings auch große Konzerne zahlen den Kämpfern so viel Geld, dass in den armen Regionen neue Häuser und hoch bezahlte Jobs entstehen, selbst wenn sie an der Front sterben.
ntv.de: Sie beschreiben das russische Wirtschaftsystem in einem Artikel als "Deathnomics", also als "Ökonomie des Todes". Warum?
Wladislaw Inosemzew: Seit die Mobilisierung im vergangenen September begonnen hat, wird in Russland breit diskutiert, warum die Menschen bereit sind, in den Krieg ziehen. Fast zeitgleich wurde damals angekündigt, dass neue Soldaten eine Pauschalzahlung zwischen 200.000 und 600.000 Rubel erhalten, wenn sie sich für den Einsatz melden. Das sind ungefähr 1900 bis 5700 Euro sofort bei der Vertragsunterzeichnung. Mit diesen Zahlungen wollten der Kreml und auch die lokalen Regierungen die Auswanderungswelle stoppen, denn als die Mobilmachung angekündigt wurde, haben viele Menschen das Land verlassen. Es war eine Art Panik.
Weil die Leute wütend waren?