Kein Platz für Helden im Ukraine-Krieg: „Wenn wir Schützengräben einnehmen, zünden sie Sprengfallen“
Frankfurter Rundschau
Die Gegenoffensive im Ukraine-Krieg ist ein mühsames Unterfangen. An der Front ist Geduld gefragt. Aber auch für Abwechslung wird gesorgt.
Welyka Nowosilka – Frontberichte aus dem Ukraine-Krieg gibt es in der Regel nur von den beiden gegeneinander kämpfenden Ländern. Entsprechend parteiisch fallen die Zusammenfassungen dann aus. Einen neutraleren Blick mitten aus dem Kampfgeschehen liefert nun Reporter Ivo Mijnssen für das Handelsblatt. Der gebürtige Züricher wagte sich dorthin, wo es rund um die Uhr einzig und allein ums Überleben geht.
Nahe der Siedlung Welyka Nowosilka im Westen der Oblast Donezk begleitete er ukrainische Einheiten während der Gegenoffensive, die für viele westliche Beobachter viel zu schleppend vorankommt. Dabei erlebte er mit, wie Soldaten beim Anblick einer russischen Drohne trotz schon geladenem Kanonenrohr sofort in Deckung gehen, um auch ja kein Risiko einzugehen.
Demnach werde das Vorankommen auch dadurch erschwert, dass die Gegend zwischen Saporischschja und Donezk weitgehend flach sei. Folglich könnten die Drohnen kilometerweit blicken und Gegner ins Visier nehmen. Gerade größere Truppen und Fahrzeuge würden schnell erkannt.
Auch der ukrainische General Oleksandr Tarnavskiy hatte zum aktuellen Durchbruch im Ukraine-Krieg der englischen Sonntagszeitung The Observer gerade verraten, dass die Minen vor allem von Infanteristen beseitigt werden müssten, weil Fahrzeuge zu schnell Opfer der lauernden russischen Einheiten würden. Mijnssen betont, dass Geduld gefragt ist: „Die Hoffnungen auf einen schnellen Sturm ans Asowsche Meer und eine Zweiteilung der russischen Front sind längst den Realitäten eines harten Abnutzungskriegs gewichen.“
Demnach sind südlich der Ortschaft Welyka Nowosilka vier Marinebrigaden aus Kiew stationiert, teilweise mit moderner westlicher Ausrüstung. Trotz allem sei es in den vergangenen drei Monaten Gegenoffensive hier erst zehn Kilometer vorangegangen. Statt großflächige Attacken würden die Truppen infolge großer Verluste auf lokale Sturmangriffe kleinerer Gruppen setzen.