Kein Bierzeltmodus
Frankfurter Rundschau
Die CDU sucht nicht nur einen Vorsitzenden, sondern mit ihm auch ein Profil und Inhalte für die Zeit als Oppositionspartei. Sie sollte bei diesem schwierigen Prozess seriös bleiben.
Eigentlich ist es eine Chance, wenn man neu anfangen kann: alles neu ordnen, Gewissheiten überprüfen, lüften, verstaubte Ecken auskehren, Überflüssiges aussortieren. Vor dieser Aufgabe steht gerade die CDU, die nicht nur Angela Merkel, sondern auch die so lange eingeübte Rolle als Regierungspartei im Bund verloren hat.
Es ist eine Chance, dennoch ist die CDU nicht zu beneiden. Die Niederlage bei der Bundestagswahl hat sie in eine Depression gestürzt. Der Umbruch, der nun begonnen hat, ist der dritte innerhalb weniger Jahre. Und wie sich mehrfach gezeigt hat, kann so etwas auch gehörig schief gehen: Psychokrieg statt Aufbruch – das haut die stärkste Volkspartei um, ganz offenkundig.
Noch steht nicht fest, wer genau das alles wieder gerade rücken soll. Kein Überraschungsstar ist bis zum Ende der Bewerbungsfrist aus der Kulisse getreten, eine Frau wurde am Bühnenzugang zurückgehalten. Wobei das Konzept des Wunderwuzis, wie sich in Österreich anhand des affärengetriebenen Ex-Kanzlers Sebastian Kurz gezeigt hat, zwar zunächst durchschlagend sein kann, aber nicht unbedingt nachhaltig trägt.