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Kasachstan zieht blutige Bilanz
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Bei den Unruhen in der Ex-Sowjetrepublik sind deutlich mehr Menschen als bisher bekannt getötet worden. An der Spitze Kasachstans scheint mittlerweile ein erbitterter Machtkampf zu toben.
"Während des Ausnahmezustands wurden die Leichen von 225 Menschen in die Leichenhallen eingeliefert", teilte die Generalstaatsanwaltschaft in der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan mit. Unter den in der Millionenstadt Almaty und in anderen Landesteilen Getöteten seien 206 Zivilisten sowie 19 Polizisten und Soldaten.
Am 9. Januar war noch von 164 Toten die Rede gewesen. Die Zahl der Verletzten wird von den Behörden mittlerweile mit knapp 4600 angegeben - mehr als doppelt so viele wie noch am Sonntag vor einer Woche.
Derweil wurden zwei Schwiegersöhne von Ex-Präsident Nursultan Nasarbajew als Chefs großer Energiekonzerne abgesetzt: Dimasch Dossanow habe den Vorsitz des Öltransportunternehmens KasTransOil abgegeben, Kakirat Tscharipbajew den Vorsitz des Gasunternehmens KasakGas, hieß es. Nähere Angaben machte der Staatsfonds der rohstoffreichen Ex-Sowjetrepublik nicht.
Die Entlassungen deuten auf Machtkämpfe infolge der gewaltsamen Proteste hin. Deren Auslöser Anfang Januar waren stark gestiegene Preise für Gas, das als Kraftstoff für Autos genutzt wird. Später weiteten sich die Proteste zu regierungskritischen Demonstrationen im ganzen Land aus. Mehr als 20.000 Menschen sollen daran beteiligt gewesen sein, es gab mehr als 10.000 Festnahmen.
Staatschef Kassym-Schomart Tokajew hatte die Unruhen als "versuchten Staatsstreich terroristischer Kräfte" verurteilt. Seinen Sicherheitskräften erteilte er einen Schießbefehl. Für die Krise verantwortlich machte Tokajew auch mehrere Unternehmen, darunter KazakGas.