Karl Lauterbach eckt mit Corona-Todeszahlen an und wird als „Angstminister“ kritisiert
Frankfurter Rundschau
Gesundheitsminister Karl Lauterbach sorgt im Vorfeld des Corona-Gipfels für Kritik: Es geht um seine vorgerechneten Zahlen an möglichen Corona-Toten.
Berlin - Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat am Dienstagabend im ZDF erneut eindringlich vor verfrühten Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen gewarnt. Wenn Deutschland den Weg Israels mit wegfallenden Maßnahmen gehen würde, käme das Land auf eine höhere Sterbequote. „Ich mag mir einfach gar nicht vorstellen, dass wir in einer Situation wären, so spät in der Pandemie, wo wir gute Impfungen haben, wo wir dann 400, 500 Tote am Tag hätten“, sagte der Gesundheitsexperte und Arzt.
Ethikratsmitglied Stephan Rixen entgegnete im Portal ZDFheute.de am Mittwoch (09.02.2022), dass „Bedrohungsszenarien ins Blaue hinein Grundrechtsbeschränkungen nicht rechtfertigen“ könnten. Hamburgs CDU-Vorsitzender Christoph Ploß nannte Lauterbach einen „Angstminister“. Allerdings hatten bereits Virolog:innen, darunter Christian Drosten, vor den Gefahren der Omikron-Variante gewarnt.
Am Donnerstag meldete das Robert Koch-Institut 238 Tote, am Mittwoch 272. Auf Nachfrage von ZDFheute.de wollten Bundesgesundheitsministerium und Robert Koch-Institut keine Angaben machen, auf welchen exakten Daten und Annahmen die Berechnungen des Ministers basieren.
„Grundrechtseingriffe müssen sich auf nachvollziehbare Prognosen zur weiteren Entwicklung der Pandemie stützen. Wenn nicht klar ist, wie die Zahl der Menschen, die wahrscheinlich wegen Lockerungen versterben, zustande gekommen ist, dann ist auch nicht klar, wieso Freiheitsbeschränkungen weiterhin geboten sein sollen“, ergänzte Rechtsexperte und Ethikrat-Mitglied Rixen im ZDF außerdem.
Thorsten Lehr, Leiter des Covid-19-Simulators an der Universität des Saarlands, teilte ZDFheute.de hingegen mit, dass 500 Corona-Tote pro Tag unter bestimmten Bedingungen möglich seien: „Nach unseren Simulationen sind 400 bis 500 Tote pro Tag im Sieben-Tage-Schnitt möglich, falls die Inzidenzen im Peak über 3500 bis 4000 liegen.“ Aktuell liegt die Inzidenz laut RKI bei rund 1450, Tendenz steigend. (df/afp)