Kapitän sorgt für Italien-Eklat: „Akzeptieren keine behinderten Mensch wie Sie“
Frankfurter Rundschau
Eine Italienerin erlebt beim Urlaub in ihrem eigenen Land eine bittere Enttäuschung. Die Reaktion eines Bootskapitäns sorgt in Italien für Kopfschütteln.
Santa Maria di Leuca – Neuer Eklat in Italien: Eigentlich sollte es ein wunderschöner Tag für Anita Pallara werden. Aber nur eigentlich. Denn anstatt eine schöne Bootsfahrt in ihrem Urlaub zu genießen, erlebte die Italienerin, die an SMA erkrankt ist, eine Welle der Ablehnung.
Bei spinaler Muskelatrophie (SMA) werden Nervenzellen, die die Muskelbewegungen steuern – sogenannte Motoneuronen – geschädigt, was zum fortschreitenden Verlust dieser Zellen führt. Dadurch leiden die Betroffenen unter zunehmender Muskelschwäche, dem Hauptsymptom der SMA, sowie unter Muskelschwund (Muskelatrophie) und Lähmungserscheinungen.
Nachdem ein Gastronom aufgrund eines Urlauber-Protests zum Gegenangriff übergegangen ist, sorgt ein Bootskapitän für einen Italien-Eklat, bei dem es im Land am Mittelmeer keine zwei Meinungen gibt. Schließlich ist Pallara durch die Nervenkrankheit an einen Rollstuhl gefesselt, was sie aber keineswegs daran hinderte, einen Urlaub in Italien in der Gegend von Marina di Pescoluse, einem Ortsteil von Salve in Apulien zu machen. Auf den „Malediven des Salento“ wurde sie ungewollt Protagonistin eines Zwischenfalls, der durch die italienische Presse ging und nicht nur hohe Wellen in der beliebten Urlaubsregion schlug.
„Ich bin nach Santa Maria di Leuca gefahren, um mit einem lokalen Unternehmen eine Bootsfahrt zu machen“, schilderte sie den Vorfall bei La Repubblica. „Zwei Tage vorher bin ich mit meiner Mutter zum Informationsschalter gegangen und habe die Dame dort gefragt, ob das Boot mit meinem Rollstuhl befahrbar sei.“ Die Mitarbeiterin versicherte ihr, dass das kein Problem sei, woraufhin Pallara die Bootsfahrt per WhatsApp für 25 Euro ohne jegliche Ermäßigung für Menschen mit Behinderungen buchte und noch einmal betonte, dass sie auf einen „elektrischen und schweren Rollstuhl angewiesen“ sei, „den man nicht falten kann“.
Kein Problem, die Zugänglichkeit wurde ihr erneut vom Unternehmen bestätigt. Die böse Überraschung kam dann aber am Tag der Bootsfahrt. Bereits vor dem Betreten musste die Italienerin feststellen, dass es „überhaupt nicht zugänglich“ war. „Es gab eine Rampe“, betonte sie bei der italienischen Tageszeitung, „aber dann gab es Stufen.“ Entmutigen ließ sie sich dennoch nicht. Sie hatte das Ticket ja bereits gezahlt und forderte laut der Nachrichtenagentur Ansa eine Erklärung ein. „Der Kapitän war sehr unhöflich, er sagte, wir akzeptieren keine behinderten Menschen wie sie.“ Die Behandlung sei laut der Italienerin „sehr schlecht“ gewesen.