Kann die Ukraine den Krieg gewinnen?
ProSieben
Mit ihrer Kampfkraft haben die ukrainischen Streitkräfte überrascht. Doch nun werden bittere Wochen erwartet, weil die russischen Truppen umso härter vorgehen, auch um den Preis ziviler Opfer. Nicht mehr alle meinen, dass die Niederlage nur eine Frage der Zeit sei.
Zwischen Partisanenkampf und Volksaufstand: Mit schnellen und flexiblen Schlägen haben ukrainische Soldaten die russische Offensive verlangsamt und stellenweise gar in den Rückwärtsgang gezwungen. Das hatten auch viele westliche Militärexperten kaum erwartet und überschlagen sich nun vor Bewunderung. Fest steht: Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich mit seinem Angriffskrieg gründlich verrechnet.
Nehme man die Versorgung der russischen Soldaten mit Treibstoff und Lebensmitteln zum Maßstab, müsse Putin an einen Sieg binnen vier Tagen geglaubt haben, sagte ein westlicher Regierungsvertreter in Berlin. Stattdessen habe sich die Kolonne der Angreifer - wegen Spritmangels, mechanischer Ausfälle und ukrainischer Angriffe - auf bis zu 70 Kilometer gestaut.
Dazu sei ein Vertrauensverlust russischer Soldaten gekommen, von denen einige erst beim Überqueren der Grenze verstanden hätten, dass dies keine Übung mehr sei. Westliche Nachrichtendienste werten die Vielzahl von Fotos und Videos mit zerstörten russischen Panzern genau aus. Als wahrscheinlich gilt auch, dass mindestens drei ranghohe russische Kommandeure getötet wurden, als sie versuchten, den stockenden Vormarsch wieder voranzubringen.
Mit der Lieferung von leichten, schultergestützten Waffen unterstützen Nato-Staaten - inzwischen auch Deutschland - die Taktik der Ukraine. 1000 moderne Panzerfäuste und 500 Stinger-Flugabwehrraketen wurden aus Berlin geliefert. Sie zwingen russisches Fluggerät in Höhen von teils über 3000 Metern. Wodurch die Treffgenauigkeit sinkt.
Überraschend setzten die USA eine Überlassung von Kampfjets an die Ukraine auf die Tagesordnung. In der ersten Phase des russischen Angriffs hatte sich ein unter Druck geratener ukrainischer Kampfpilot in seiner SU-27 in den Nato-Staat Rumänien abgesetzt, war dort später aufgetankt worden und wieder in den umkämpfen Luftraum seiner Heimat zurückgeflogen - ein Vorgang, der inzwischen politisch schon brenzliger wäre.