Kann der Berliner Senat eine Tätowierung überhaupt richtig deuten?
Die Welt
Lehrer-Anwärter sollten in Berlin ihre Tätowierungen offenlegen – auch solche an intimen Körperstellen. So sollten Träger extremistischer Symbole erkannt werden. Dass das aber durchaus kompliziert sein kann, weiß unser Autor aus Erfahrung mit der eigenen Haut.
Weil ich Tätowierungen sehr dämlich finde, habe ich mir mit Anfang zwanzig einige machen lassen. Ich interessierte mich damals für Kunst-Theorien von Joseph Beuys und Andy Warhol und dachte, mein Körper könnte als soziale Plastik direkt auf die Hässlichkeit von Tätowierungen aufmerksam machen. Bis heute bin ich sehr von meiner Idee überzeugt. Besonders, weil ich seitdem etwa zehn Kilo zugenommen habe und die Tätowierungen dadurch etwas aus der Form geraten sind.
Gar nicht überzeugt bin ich aber von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung. Die hat, wie die „Berliner Morgenpost“ enthüllt hat, Referendare an Schulen in einem Fragebogen dazu aufgefordert, alle ihre Tattoos (auch an nicht sichtbaren Stellen) aufzulisten, und zwar mit „Angaben zu Größe, Art, Inhalt und Bedeutung“. Im Schreiben heißt es weiter, grundsätzlich seien „Tätowierungen für eine Verbeamtung als Lehrkraft kein Hindernis, sofern sie nicht geeignet sind, sich gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu richten“. Letzteres liege unter anderem vor bei „rechts- oder linksradikalen bzw. extremistischen, entwürdigenden, sexistischen bzw. frauenfeindlichen und / oder gewaltverherrlichenden bzw. menschenverachtenden Darstellungen“.