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Kampf um weibliche Top-Talente wird schwerer
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Besonders für kleinere und mittlere Unternehmen ohne eine Frau im Vorstand wird es schwieriger, weibliche Top-Talente zu rekrutieren. Denn die gehen eher dorthin, wo es schon weibliche Vorstände gibt.
Sie ist eher noch eine Ausnahme: Karin Rådström (Artikelbild), seit 2021 Mitglied im Vorstand des Lkw-Bauers Daimler Truck AG. Dort hat man offenbar verinnerlicht, was es ausmacht, auch auf weibliche Führungskräfte zu setzen. Doch die richtige Frau dafür zu finden, wird immer schwieriger.
Denn nach Einschätzung der AllBright Stiftung ist nicht nur der Kampf um die besten Fachkräfte in vollem Gange, sondern auch der Wettstreit der Unternehmen um die besten weiblichen Köpfe für die Vorstandsetage. Seit ihrer Gründung vor rund zehn Jahren setzt sich die schwedisch-deutsche Stiftung für mehr Frauen in Managementpositionen ein. Ihre Grundüberzeugung: Je diverser eine Firma und je höher der Frauenanteil in Unternehmen ist, desto besser für Führungsstil, Betriebsklima und Unternehmenserfolg.
Die aktuelle Studie mit dem Titel "Kampf um die besten Köpfe - Die Konkurrenz um Vorständinnen nimmt zu" zeichnet ein geteiltes Bild, wenn es um den Frauenanteil in den 160 deutschen Börsenunternehmen geht. Unter den 40 im Deutschen Aktien Index (DAX) vertretenen Unternehmen hatten im September 2022 erstmals drei große DAX-Unternehmen ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen im Vorstand (Continental, Fresenius Medical Care und Siemens Healthineers). Und drei weitere DAX-Mitglieder sind von einem Frauenanteil von 40 Prozent nur wenig entfernt (Beiersdorf, Deutsche Telekom, Mercedes Benz).
Trotzdem hat noch immer mehr als die Hälfte der 81 an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen keine einzige Frau auf der obersten Management-Ebene. Vor allem die kleinen und mittelgroßen Unternehmen in SDAX und MDAX haben nach Einschätzung der AllBright Stiftung noch nicht die Zeichen der Zeit erkannt.
"Die europäische Industrie kämpft mit hohen Energiekosten und einer verschlechterten Wettbewerbsposition, die Zukunft der traditionellen deutschen Unternehmen sieht nicht mehr ganz so rosig aus. Den Kampf um die besten Talente zu verlieren, weil man an einer männlich geprägten Unternehmenskultur festhält, die Frauen nicht die Chance gibt zu zeigen, was sie können - das kann sich heute kein Unternehmen mehr leisten", sagt Sven Hagströmer, der schwedische Stifter der AllBright Stiftung. "Die Zukunft gehört den Unternehmen, die in der Lage sind, sich weiterzuentwickeln und den Wettbewerb um die besten weiblichen Talente zu gewinnen."