
Kaiser, Knicks, Konzentrationsstörungen
n-tv
Ich hatte Corona, bin seit vier Wochen genesen, aber mein Gehirn leidet noch immer unter Brainfog. Ist aber auch ganz schön, man tritt anderen Menschen viel entspannter entgegen. Die Kolumnistin wundert sich dennoch über sich selbst.
Neulich habe ich Georg und Sophie kennengelernt. Man freut sich in fortgeschrittenerem Alter ja immer, wenn man weiterhin gute Leute kennenlernt. So ein wunderbares, nettes, offenes, total normales Paar jedenfalls. Wir waren eingeladen zu einem Konzert in Potsdam, die Location war direkt am Heiligen See, ein berühmter Pianist spielte für einen guten Zweck. Nach der Darbietung schlenderte ich zum hauseigenen Steg, ein Paar stand bereits dort. Der Abend war sommerfrisch, die Sonne ging dramatisch über dem glitzernden See unter, es war eine bezaubernde Stimmung. Ich sagte artig guten Abend, und natürlich sprachen wir über den Pianisten, um den sich die ganze Welt reißt und den wir hier so ganz für uns im kleinen Kreis hatten, einfach, weil wir Glückskinder sind. Sie stellten sich mit ihren Vornamen vor und outeten sich als mehr oder weniger Neu-Postdamer. Wir duzten uns sofort und ich dachte die ganz Zeit, dass ich die beiden kenne.
Wir sprachen darüber, wie gut es uns geht, aber dass immer noch Luft nach oben ist. Immer. Zum Beispiel, wenn man einen See direkt vor seinem Grundstück hat, gegenüber ein historisches Gebäude, das im Sonnenuntergang noch besser aussieht als bei grellem Tageslicht, und einen Steg, von dem man kopfüber ins Wasser springen kann. Aber wir wollten nicht meckern, wir stellten fest, dass wir nicht neidisch sind, grundsätzlich anderen alles gönnen. Zufrieden nickten wir in die Abendstimmung, mit einem Glas in der Hand und dem Wissen, dass unsere "Carpe Diem"-Einstellung total angebracht ist in diesen unruhigen Zeiten, in denen wir leben, und dass wir uns dessen äußerst bewusst sind. Dass wir alles einsaugen wollen, was nur geht. Das Ziel ist, so viele Erlebnisse wie möglich auf der Haben-Seite zu haben, um davon vielleicht bei anderer Gelegenheit zehren zu können.
Sie erzählten mir von ihrer Vergangenheit in Bremen und vor allem in Fischerhude, wo sie fernab jeglichen Trubels ihre vier Kinder bekamen. Wunderschön, gab ich zum Besten, ich mag Bremen und Fischerhude und hach, überhaupt, der Norden. Ob sie Potsdam nicht ein wenig zu konservativ finden würden, fragte ich sie auch. "Ach, geht so", lächelten beide, "wir haben ja lange in Berlin-Mitte gelebt, aber da fanden wir den 'Tatort' manchmal spannender, als abends vor die Tür zu gehen." Und ich dachte, das versteh' ich, Mitte nervt oft echt hart.

In Deutschland wird oft über Mehrsprachigkeit sowie deren Vor- und Nachteile diskutiert. In Ghana hören Babys bis zu sechs verschiedene Sprachen, wie eine Untersuchung von Sprachwissenschaftlern zeigt. Es ist die erste dieser Art, die zudem die gängigen Vorurteile zur Mehrsprachigkeit infrage stellt.