Kadyrow soll Mord in Deutschland beauftragt haben
n-tv
Ein halbes Jahr nach dem Urteil im Berliner "Tiergarten-Mord" beginnt in München ein ähnlicher Prozess. Angeklagt ist ein Russe, der den Mord an einem Kritiker des tschetschenischen Machthabers Kadyrow geplant haben soll. Der Fall könnte auch über Putins Schreibtisch gegangen sein.
Auf den Tag genau ein halbes Jahr nach dem Urteil im sogenannten Tiergarten-Mordprozess beginnt an diesem Mittwoch vor dem Oberlandesgericht München der Prozess um einen ganz ähnlichen Fall: Der Russe Valid D. soll im Auftrag der tschetschenischen Regierung den Mord an einem in Deutschland lebenden Oppositionellen und Kritiker des Putin-treuen tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow vorbereitet haben. "Anklage wegen Sichbereiterklärens zu einem Mord im staatlichen Auftrag", schreibt der Generalbundesanwalt in seiner Mitteilung. Er wirft ihm außerdem die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und Verstöße gegen das Waffengesetz vor. Der Mann wurde festgenommen, bevor es zu einer Tat kam.
Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass "ein Mitglied im Sicherheitsapparat des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow" den Angeklagten in der ersten Jahreshälfte 2020 beauftragte, einen in Deutschland im Exil lebenden Oppositionellen umzubringen, der sich gemeinsam mit seinem Bruder in sozialen Medien für ein unabhängiges Tschetschenien ausspricht. Ziel der geplanten Tat soll es gewesen sein, "insbesondere den Bruder des avisierten Opfers zum Schweigen" zu bringen.
"Vom Prinzip her ist der Fall ähnlich gelagert, wie der Tiergarten-Mord", sagt die Tschetschenien-Expertin Miriam Katharina Heß von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. "Man kann ihn in die Tradition russischer Auftragsmorde in Europa setzen." Wegen der Erschießung eines Georgiers im August 2019 in der Parkanlage Kleiner Tiergarten in Berlin war ein Russe Mitte Dezember 2021 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Im Urteil war von "Staatsterrorismus" die Rede: Nach Überzeugung der Richter handelte der 56-Jährige im Auftrag staatlicher russischer Stellen.