
Können Mütter noch kinderlose Freundinnen haben?
Die Welt
Wenig Schlaf, kaum Zeit und nichts anderes im Kopf als das Baby – Mütter von Kleinkindern kennen das, kinderlose Frauen nicht. Wie können Mütter in dieser Phase überhaupt noch mit ihnen befreundet sein, fragt sich unsere Autorin?
„Meinst du, ich kann meinen Friseurtermin am Samstagmorgen um zwölf Uhr absagen, nur weil ich einen Kater habe?“, fragt meine Freundin am Telefon. Ich brauche etwas Zeit die Informationen zu verarbeiten. Eigentlich habe ich gerade darüber nachgedacht, ab wann wir ein Treppenschutzgitter brauchen und ob ich das Spielzeug vom Flohmarkt wohl abwaschen muss. Aber langsam sackt der Satz. Mein altes Ich ruft: „Natürlich, ist doch dein Leben, die Uhrzeit kann man ja wirklich niemandem zumuten.“ Mein neues Ich hat Fragen: Wieso ist es um zwölf Uhr morgens? Ich bin zu dieser Zeit schon seit sieben Stunden wach, habe vier Windeln gewechselt und vier Flaschen gemacht. Und wieso soll sie erschöpft sein, sie kann doch viele Stunden am Stück schlafen. Am Stück!
Seit ich Mutter bin, haben sich nicht nur meine Gedanken, sondern auch mein Tag-Nacht-Rhythmus verändert. Und damit das Zeitfenster für Freundschaften. Und für die bedeutet Mutterschaft eine harte Probe. Vor ein paar Tagen etwa wollte eine Freundin mit mir telefonieren. Um halb neun Uhr abends. Ich war so glücklich, denn das ist eine Zeit, zu der ich meist noch eine Stunde wach bin. Es sind die heiligen Stunden am Abend, in denen man als Mutter alles macht: den Haushalt, die Partnerschaft, die Freundschaften und die ganze Organisation des Lebens.