Können alte Geschichten Mumbais Mangroven und Flüsse schützen?
DW
Müll und unkontrollierter Städtebau haben einen Großteil der natürlichen Küsten der indischen Großstadt zerstört. Sorgen neue Stadtpläne, die von verlorenen Orten und Geschichten erzählen, für mehr Umweltbewusstsein?
Vikas Kolis Holzboot schlängelt sich durch das Labyrinth von Mumbais Flüssen, während er aufmerksam die Karte auf seinem Handy studiert. Die Stadt ist das Finanzzentrum Indiens - ein dichtes Ballungsgebiet mit über 20 Millionen Menschen. Zu Vikas' Rechten ragen Betonplatten aus dem Uferbereich, die für den Bau eines Bootsanlegers für Pendler aufgestellt worden waren. Flussaufwärts zeichnet sich am Horizont ein Hochhausblock ab.
Doch auf dem Stadtplan, den Vikas nutzt, ist keines der modernen Wahrzeichen Mumbais zu sehen. Stattdessen findet man - neben einem der vielen Flüsse, die die Megacity durchziehen - eine Zeichnung: ein Fischerboot und zwei Krabben.
Für Vikas erzählt diese Karte die Geschichte einer verlorenen Vergangenheit. Sie wurde von dem Stadtplanungsbüro und Thinktank Bombay61 entworfen und zeigt Punkte in der Nähe von alten Fischerdörfern an der Küste, sogenannte Koliwadas. Dort gab es früher, bevor sich die Stadt ausdehnte, viele Fische und Krabben.
Bombay61 hofft, dass die Karten bei Einheimischen wie Vikas Nostalgie und dadurch eine größere Wertschätzung ihrer Umgebung wecken. Ihre Bemühungen, Lebensgrundlagen und Ökosysteme in den Vordergrund zu stellen, sind Teil einer breiteren Bewegung von Klimaaktivisten und Stadtplanern. Sie hoffen in der Vergangenheit Mumbais, eine alternative Vision für die weitere Stadtentwicklung zu finden.
"Vor 20 oder 30 Jahren war die Wasserqualität gut, und es gab hier sogar Fische", erinnert sich Vikas und zeigt auf die Krabbe auf der Karte und die entsprechende Stelle am Flussufer.