Julia von Heinz’ Miniserie „Eldorado KaDeWe“ im Ersten: Diverse Themen
Frankfurter Rundschau
Julia von Heinz’ ARD-Serie „Eldorado KaDeWe“ erzählt überhastet und vordergründig von einer lesbischen Liebe und vielem mehr
In einer Verlagsvorschau hätte vermutlich der Satz gestanden: „Für die Leserinnen und Leser von ,Babylon Berlin‘, ,Boardwalk Empire‘ und ,Mad Men‘.“ Und das sind nur einige Serien, die besonders schnell wieder im Kopf sind, wenn im Berlin der zwanziger Jahre abgefeiert wird, wenn die Verkäuferin Hedi sich in kümmerlichsten Verhältnissen um ihre Schwester kümmert und von einem besseren Leben träumt, der Erbe Harry an seinem Kriegstrauma laboriert und von einem Leben mit noch mehr Drogen träumt und seine Schwester Fritzi sich als Frau beruflich durchsetzen will und von einem Leben mit Hedi träumt. Denn die Miniserie „Eldorado KaDeWe“ von Julia von Heinz („Und morgen die ganze Welt“) stellt eine lesbische Liebe ins Zentrum. Aber nicht einmal dafür nimmt sie sich wirklich Zeit.
Das ist vielleicht das Hauptproblem: Dass sich „Eldorado KaDeWe“ für nichts wirklich Zeit nimmt, aber nicht, weil die Zeiten so rasend sind, sondern weil ihr das Timing fehlt. Rasend sind die Zeiten auch in „Babylon Berlin“, aber während die Tanz- und Musikszenen dort ikonisch, verblüffend und bezaubernd sind, drängeln sie sich in „Eldorado KaDeWe“ unter jedem Vorwand in die ohnehin schon flüchtig erzählten Geschichten. Man redet kurz, dann wechselt die Szene gleich wieder zu Tanz und Musik – maßgeblich von Inga Humpe (einer Hälfte der Band 2raumwohnung) und damit, wie in „Babylon Berlin“, nicht historisierend, was gut funktioniert. Zu Tanz und Musik kommen Drogen und Sex. Peitschen knallen auf Herrenhintern, dabei ist die Schwarze Erika, Christine Grant, die friedliche Domina und sorgt zwar für Diversität, andererseits wird so getan, als hätte es in den Zwanzigern keinen Rassismus gegeben.
Von den Frauenkörpern ist möglichst viel zu sehen, ohne dass zu viel zu sehen ist. Durch die Häufigkeit und öffentlich-rechtliche Reinlichkeit bekommt das eine Penetranz.