Jugend und Alkohol: Vorbilder dringend gesucht
Frankfurter Rundschau
Der Bundes-Drogenbeauftragte will Jugendlichen den Zugang zu Alkohol per Gesetz schwer er machen. Das allein wird nicht reichen.
Es ist 1900 Jahre her, dass der römische Historiker Tacitus von einem „heiligen Getränk“ berichtete, dass die Germanen großzügig genössen, um sich hernach in Schlägereien zu ergehen. Der Gestensaft genießt bis heute einen fast sakralen Ruf als nationales Heiligtum: Auf Weniges sind die Deutschen so stolz wie aufs Bier.
Der Umgang damit jedoch will erlernt sein. Und hier versagt das Land. Schon 14-Jährige dürfen legal Bier, Wein und Schampus trinken, wenn jemand, der für die Erziehung zuständig ist, dabei ist. Der Drogenbeauftragte möchte diese „Konsumgrenze“ auf 16 Jahre und die „Erwerbsgrenze“ auf 18 Jahre anheben. Das klingt zunächst vernünftig – auch wenn man sich fragt, ob die minderjährige Partygemeinde jetzt den nächstbesten 16-Jährigen oder 18-Jährigen zum Kiosk schickt. Tatsächlich aber muss die Biernation Deutschland endlich damit aufhören, Alkohol als Lockermacher zu verniedlichen, denn er ist ein Teufelszeug. Den richtigen Umgang damit lernen Jüngere durch Vorbilder. Die Erwachsenen aber verlangen von ihren Jüngsten, was sie selbst nicht schaffen: einen vernünftigen Umgang mit der Droge.