Journalistenmorde: Mexikos überfordertes Schutzprogramm
DW
Vier Journalistenmorde in einem Monat - und zumindest drei der Opfer hatten den Staat zuvor dringend um Schutz gebeten. Hat Mexikos Schutzprogramm für Journalisten und Menschenrechtsverteidiger versagt?
Mexiko blickt schockiert auf den bereits vierten gewaltsamen Tod eines Journalisten in diesem Jahr: Roberto Toledo wurde am Montag in der Stadt Zitácuaro von drei Personen angegriffen und erschossen. Der Mitarbeiter des lokalen Nachrichtenportals "Monitor Michoacán" hatte seinem Chef, Armando Linares, zufolge schon seit Monaten Drohungen erhalten und sich deshalb in einem staatlichen Schutzprogramm befunden. Toledo sei wegen Enthüllungen von Monitor Michoacán" über Korruption in der Politik ermordet worden.
Bereits 2021 war Mexiko zusammen mit Indien das Land, in dem die meisten Journalisten ermordet wurden, so das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ). "Reporter ohne Grenzen" bezeichnet Mexiko als das gefährlichste Land für Medienschaffende. Es handelt sich um ein strukturelles Problem, das sich im Laufe der Jahre mit der Straflosigkeit und dem Vormarsch des Drogenhandels verschärft hat.
Nur eine Woche vor Toledos Tod wurde in der nordmexikanischen Grenzstadt Tijuana die Journalistin Lourdes Maldonado umgebracht, wiederum eine Woche davor der Fotograf Margarito Martínez vor seinem Haus erschossen. Beide hatten wie Toledo zuvor Drohungen erhalten und die Polizei eingeschaltet. Und am 10. Januar hatten Unbekannte José Luis Gamboa erstochen, den Leiter der Plattform "Inforegio" im Bundesstaat Veracruz.
In Mexiko gibt es seit 2012 einen staatlichen Schutzmechanismus für Journalisten und Menschenrechtsverteidiger. Er entstand auf Druck der Zivilgesellschaft und wurde seinerzeit als Durchbruch gefeiert. Kolumbien war das erste Land in Lateinamerika, das einen ähnlichen Mechanismus eingeführt hatte, gefolgt von Mexiko, Guatemala, Honduras, Brasilien und Peru.
Doch obwohl dieses Schutzprogramm Leben gerettet hat, ist es heute überlastet und unterfinanziert, darin sind sich die Menschrechtsorganisationen einig, die es 2012 angestoßen haben. Seit seiner Einführung wurden 14 Journalisten ermordet, die eigentlich durch dieses Programm hätten geschützt werden sollen.