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John Green „Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?“: Erde, die Erde liebt
Frankfurter Rundschau
John Green blickt in seinen Geschichten über das Anthropozän von außen und innen auf Mensch und Planet.
Es ist nicht einfach, Kanadagänse zu lieben, findet der US-amerikanische Autor John Green. Ihr Gesang klinge wie ein Ballon, der Luft verliert. Sie neigen dazu, Menschen anzugreifen. Und wer schon einmal am Frankfurter Mainufer war, dürfte außerdem zustimmen, dass sie ihren Lebensraum nicht gerade sauber halten. Green gibt ihnen in seinem Buch „Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?“ denn auch nur zwei von fünf Sternen auf der Bewertungsskala. Kanadagänse waren zunächst in Nordamerika heimisch. Nachdem sie dort Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Jagd recht selten geworden waren, erholten sich die Bestände bald, auch weil der Mensch ihnen mit seinen Parks und Wasserflächen ideale Lebensräume schuf. In Europa wurden die Gänse mit Aufkommen der Landschaftsparks sogar gezielt als Ziervögel angesiedelt. Heute gilt die Kanadagans als die weltweit am häufigsten vorkommende Gans. Für Green zeigt sie, dass wir Menschen darüber entscheiden, welche Art überleben darf und welche nicht. Gleichzeitig fühlen wir uns als Einzelne machtlos: „Ich kann nicht einmal meine Kinder dazu bringen, morgens zu frühstücken.“ Green, der bisher vor allem als Jugendbuchautor („Das Schicksal ist ein mieser Verräter“, „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“) und Youtuber bekannt war, schreibt in seiner Essaysammlung aber nicht nur über Kanadagänse, sondern über alles, was für ihn das Anthropozän charakterisiert. Das Zeitalter nämlich, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf der Erde wurde. Der Mensch ist die Spezies, der es zwar gelingt, den Planeten aufzuheizen, aber nicht, diese Zerstörung wieder zu stoppen. Dieser Widerspruch zieht sich durch das ganze Buch.More Related News