
Jodtabletten präventiv als Strahlenschutz? Arzt rät dringend davon ab!
RTL
Viele Menschen glauben, Jod-Präparate seien so eine Art genereller Strahlenschutz - ein grober Irrtum, der großen Schaden anrichten kann
Dass der russische Autokrat Putin für die Nuklearstreitkräfte des Landes erhöhte Alarmbereitschaft ausgegeben hat, sorgt bei vielen Menschen für große Sorge vor einem möglichen Atomkrieg. In den sozialen Medien wird über Schutzmaßnahmen diskutiert - und unter anderem die Einnahme von Jodtabletten empfohlen. Aber Medizinexperte Dr. Christoph Specht rät davon klar ab.
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Jodtabletten in Form von zum Beispiel Kaliumiodid einnehmen im Falle eines Atomschlags? Nicht nur die Kinder des Kalten Krieges erinnern sich noch daran. Denn 2017 gaben die Behörden in der Städteregion Aachen und in den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg zuletzt Jodtabletten an die Bevölkerung unter 45 Jahren aus: zum Schutz im Falle eines Reaktorunglücks im umstrittenen belgischen Atommeiler von Tihange. Jetzt ist der vermeintliche Schutz vor Strahlenschäden bei manchen Menschen wieder stark gefragt.
Viele Menschen glauben, Kaliumiodid-Präparate seien so eine Art genereller Strahlenschutz: Man nimmt sie ein und hat dann keine Probleme mehr mit einer eventuellen Strahlung. Doch so funktioniert das leider nicht, warnt Präventionsarzt und Medizin-Journalist Dr. Christoph Specht. "Diese Jodtabletten können das radioaktive Jod von der Schilddrüse fernhalten, indem man dadurch vor dem Strahlenereignis die Schilddrüse mit dem normalen, gesunden Jod aufsättigt", sagt er gegenüber RTL. "Das ist der ganze Sinn dahinter." Die anderen radioaktiven Bestandteile, wie zum Beispiel Cäsium, gebe es bei einem solchen Unfall oder Ereignis auch – und gegen diese Bestandteile könne eine Jodtablette überhaupt nichts anrichten.
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Von der vorsorglichen Einnahme von Kaliumiodid rät er daher dringend – und das aus zwei ganz wesentlichen Gründen. "Erstens, sie sind nur geeignet für junge Menschen, Kinder und sagen wir mal Menschen bis Mitte 40, bei Älteren wäre das Risiko eines Schadens durch die Notaufnahme größer als der Nutzen", sagt Specht. "Zum anderen stimmt die Dosis der Tabletten, die man in der Apotheke bekommt, überhaupt nicht."
Bei einem Ernstfall müsse nämlich die Dosis tausendmal höher sein und man müsse die Präparate unmittelbar vor dem Ereignis einnehmen – nicht währenddessen und nicht danach. In einem solchen Fall würde jeder, der es trotzdem tut, größere Schäden an der Schilddrüse und damit am gesamten Körper verursachen, als dass es irgendeinen Nutzen hätte.
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