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Joan as Police Woman mit „The Solution Is Restless“: Coolness und Emotionalität
Frankfurter Rundschau
Joan as Police Woman und ihr Album „The Solution Is Restless“ – mit Tony Allen am Schlagzeug.
Dem Schlagzeug misst Joan Wasser, die als Joan as Police Woman firmiert, seit jeher eine markante Rolle bei. In der Regel ist es in der Abmischung deutlicher hervorgehoben als üblich. Als Vorbild für das Verfahren nennt die New Yorkerin nachvollziehbarerweise Led Zeppelin. Auch auf „The Solution Is Restless“, ihrem neuen Album, folgen die Aufnahmen dem Prinzip der Prägung durch das Schlagzeug – und die Position ist diesmal prominent besetzt: es handelt sich um eine der letzten Studioaktivitäten des im April vergangenen Jahres mit 79 Jahren verstorbenen nigerianischen Schlagzeugers Tony Allen, der einstmals in der Band der Afropoplegende Fela Kuti ebendieses Genre stilbildend vorangetrieben und damit Popgeschichte geschrieben hat. Hinzugezogen zu den Sessions Anfang des Jahres 2020 in Paris hat Joan Wasser des weiteren ihren alten Freund Dave Okumu, den Gitarristen der frickel-experimentellen britischen Band The Invisible.
Das Album beginnt mit einem langen instrumentalen Intro zu dem Song „The Barbarian“. Der Beat ist schleppend, in einer stoischen Repetition zieht er sich durch das Stück hindurch, Joan Wassers Altstimme, in deren Ausdruck sich Coolness und Emotionalität faszinierend die Waage halten, tritt erst recht spät in Erscheinung. Das charakteristische perkussive Spiel von Tony Allen hat hier eine starke Präsenz. Gleich mit diesem ersten Song ist eine schwebende Stimmung gesetzt, die sich in immer neuen Songvariationen durch das Album zieht.
Der Text von „The Barbarian“ ist ein Dialog des lyrischen Ichs mit einem anderen Teil von sich selbst, das es nicht besonders gerne mag. Angeregt, hat Wasser in einem Interview erläutert, ist „The Barbarian“ von der Zeit um 1990 herum, als die orchestererfahrene studierte Geigerin – heute spielt sie meist Tasteninstrumente – zu touren begann, zunächst als multiinstrumentale Musikerin für Nick Cave, Rufus Wainwright, Lou Reed, Dave Gahan, Adam Green und andere. Instrumentalistinnen habe es damals in der Popmusik nicht viele gegeben, sie sei praktisch nur mit Männern unterwegs gewesen – und habe das Gefühl gehabt, sie müsse sie unter den Tisch trinken können. Was, wie sie später erkannte, viel mit Angst zu tun gehabt habe.