Joachim Löw: Leidfigur des Scheiterns
Frankfurter Rundschau
Joachim Löw dankt einen Tag nach dem Ausscheiden aus der EM 2021 gegen England seinen langjährigen Wegbegleitern und freut sich über die neu gewonnene Freiheit.
Seine letzten Worte im fast komplett verwaisten Wembley-Stadion sprach Joachim Löw geduldig nacheinander in vier Mikrofone, derweil hinter ihm Greenkeeper mit knatternden Rasenmähern ihre Arbeit verrichteten. Die skurrile Szenerie nach dem deutschen EM-Aus passte zum Anlass: Der Fußball-Bundestrainer ist so gut wie weg, aber es geht unverzagt weiter. Wembley empfängt in Kürze die vier Halbfinalisten. Deutschland gehört nicht dazu. Löw hatte sich einen Abschied in der monströsen Kathedrale im Nordwesten von London erhofft. Aber nicht als Verlierer eines Achtelfinals, 0:2 gegen Gastgeber England. Sondern als Sieger eines Endspiels. Doch dafür waren Trainer und Team nicht gut genug. Sie sind in einem spektakulären Umfeld unspektakulär ausgeschieden. Sie haben nicht mehr die Energie und Ballfertigkeit aufbringen können, um dieses sehnsüchtig nach einem Sieg gegen Deutschland gierende England aufhalten zu können. Löw – violetter Kapuzenpullover ohne DFB-Emblem und Sponsorenlogo, als sei er schon im Ruhestand – sprach tags darauf davon, wie sehr ihn diese Niederlage schmerze. Er sah erschöpft aus. Seit drei Jahren schon haben sie nie mehr richtig zusammengefunden. Alle draußen im Land haben es gespürt. Drinnen in der Blase wollten sie es nicht wahrhaben. Löw nicht, Manager Oliver Bierhoff lange nicht, der ganze darniederliegende Deutsche Fußball-Bund nicht. Wie gelähmt ließen sie es laufen.More Related News