Jessica Chastain will mit Bond konkurrieren
n-tv
Der US-Agentinnenfilm "The 355" will das von Männern dominierte Genre aufmischen. Hauptdarstellerin und Produzentin Jessica Chastain tritt dabei in so ziemlich jedes Fettnäpfchen. Klischees mit Klischees zu ersetzen, war noch nie eine gute Idee.
Während der Dreharbeiten an der Comic-Verfilmung "X-Men: Dark Phoenix" reifte in der US-Schauspielerin Jessica Chastain die Idee, einen Agentinnenfilm mit einem rein weiblichen und internationalen Ensemble zu machen. Gemeinsam mit dem Drehbuchautor und Regisseur Simon Kinberg wurde in der Folge das Projekt "The 355" aus der Taufe gehoben. Authentischer sollte alles sein, realistischer, zeitgemäßer, selbstverständlich diverser. Und nebenbei konnte man auch noch Genre-Platzhirschen wie James Bond, Jason Bourne oder Ethan Hunt einen Haken verpassen und zeigen, dass die Zukunft mehr zu bieten hat als einsilbige und kantige Helden.
Auf den ersten Blick scheint "The 355", dessen Titel auf dem Codenamen einer der ersten weiblichen Spione der Amerikanischen Revolution zurückgeht, eine gute Idee zu sein, die nicht nur Zuspruch, sondern auch Unterstützung verdient. Schließlich hat der Testosteron-geschwängerte Action- und Spionage-Film seit Anbeginn des Kinos alle Register gezogen. Und im Vorfeld dieses Films gab es auch keinen Grund, sich auf das mit Jessica Chastain, Lupita Nyong’o, Penélope Cruz, Diane Kruger und Fan Bingbing hochkarätig besetzte Agentinnen-Abenteuer nicht zu freuen.
Doch "The 355" - jetzt bei Sky zu streamen - zieht einem schnell den Zahn. Nicht nur, dass die fade Geschichte rund um die CIA-Agentin Mason "Mace" Brown (Jessica Chastain) an Ödnis kaum zu toppen ist, auch die dröge Action weiß an keinem Punkt zu überzeugen. Die Agentinnen stolpern durch einen nichtssagenden Plot und scheinen, ebenso wie die Zuschauer, keine Ahnung davon zu haben, was das Ganze überhaupt soll. Es wird über die böse Männerwelt schwadroniert, geschossen, gekämpft und aus jedem erdenklichen - meist männlichen - Vorbild sinnfrei, kontextlos und schlecht kopiert.
Der finale Showdown im "Sommerhaus der Stars" bringt dem Siegerpaar Sam Dylan und Rafi Rachek 50.000 Euro mehr auf dem Konto ein. Doch das Finale sorgt vor allem durch Eskalationen und Handgreiflichkeiten für Gesprächsstoff. Zuschauer diskutieren: Haben wir alle Trash-TV etwa jahrelang falsch verstanden?