Jeder Torschuss ein Schlag ins Gesicht der Taliban
n-tv
Vor einem Jahr versteckt sich Afghanistans Fußball-Nationalteam der Frauen am Flughafen in Kabul vor den Taliban. Nach einer dramatischen Flucht erreichen die Fußballerinnen Australien, wo sie auf spezielle Weise gegen den Terror in der Heimat kämpfen. Eine Geschichte über Familie, Mut - und Sergio Ramos.
Ein Jahr ist es her, dass die Taliban Afghanistan überrennen. Nachdem die internationalen Truppen abgezogen sind, ist das gesamte Land zum zweiten Mal nach dem Regime von 1996 bis 2001 unter der Kontrolle der radikalen Islamisten. Verzweifelt versuchen daraufhin Tausende, ihre Heimat zu verlassen. Etwa am Grenzübergang nach Pakistan oder am Flughafen in Kabul kommt es zu dramatischen Szenen. Mittendrin in den Tagen der Angst und am Flugfeld in der Hauptstadt: das afghanische Fußball-Nationalteam der Frauen samt ihrer Innenverteidigerin Mursal.
"Ich versteckte mich zu Hause - so wie alle meine Teamkolleginnen", erzählt die 19-Jährige, die nun in sicherer Entfernung zu den Taliban in Australien lebt, im Videocall mit ntv.de von dem Tag der Machtübernahme durch die Terrorgruppe. "Einige von uns haben Nachrichten aufs Handy bekommen von Leuten, die sagten, sie würden uns an die Taliban ausliefern, weil wir Fußballspielerinnen seien."
Die radikalen Islamisten erlauben Frauen und Mädchen keinerlei Sport, geschweige denn Fußball. Mursal erzählt, wie die neuen Machthaber sich beim afghanischen Fußballverband sogar die Spielerinnen-Akten besorgen. Wie die Angst wuchs, entdeckt, gefangen - und getötet zu werden. "Jedes mal, wenn ich mit meinen Mitspielerinnen per Videocall telefonierte, sahen wir gegenseitig den Horror in unseren Augen", erinnert sie sich. "'Was sollen wir nur tun?', dachten wir verzweifelt." Die Spielerinnen hasten von Safe House zu Safe House. Immer in der Gefahr, entdeckt zu werden.