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Jazzfestival in Frankfurt: Viel mehr gibt es nicht zu singen
Frankfurter Rundschau
Das 52. Deutsche Jazzfestival bezirzt vor allem mit dem Schwerpunkt famoser Stimmen.
Im Rückblick sind beim 52. Deutschen Jazzfestival mehrere Programm-Schwerpunkte zu erkennen. Die menschliche Stimme wurde als solcher in den Abend-Moderationen gelegentlich erwähnt – das liegt nahe bei einem Festival, das der Schweizer Stimmkünstler Andreas Schaerer eröffnet, bei dem anschließend die Sängerin Thana Alexa zu erleben ist sowie zwei Abende später das weibliche Vokal-Quartett Of Cabbage And Kings und das von einem Trio mit der Vokalistin Lucia Cadotsch beschlossen wird.
Das Spektrum reichte dabei von Thana Alexas kunstvoll-konventioneller Show über Lucia Cadotschs intime, vielsagend- und mehrmeinend-eigensinnige, dabei virtuose und fast spröde unprätentiöse Song-Interpretationen, die raffinierten Harmonien und farbigen Klangweisen des A-Cappella-Quartetts Of Cabbages And Kings bis hin zu Schaerers erstaunlichen Fähigkeiten, aus Gesang, Lauten, Klang-Nachahmungen, perkussiven vokalen Effekten eine eigene vokale Welt zu erzeugen. Viel mehr als auf diesem Festival zu hören war, gibt es in Sachen „Die Kunst der Stimme“ zurzeit kaum zu singen und sagen, wenn man in Ordnung findet, dass das Kunstlied und die Gattung Oper nicht auf Jazz-Bühnen repräsentiert sind. Das gilt schließlich auch umgekehrt.
Auf besondere Weise gelungen fällt dabei das Trio „Speak Low“ mit Lucia Cadotsch, Peter Eldh (Bass) und Otis Sandsjö (Tenorsaxofon, Altklarinette) auf. Sandsjö reibt sich gern an Lucia Cadotschs Stimme, gibt begleitend seinen Blasinstrumenten sanfte, raue, uneindeutig vokale Färbungen und changiert im Duo mit dem vorbildlichen Kammer-Kontrabassisten Eldh in betont instrumentell charakterisierte Artikulationen.