
Japans Senioren sollen den Arbeitsmarkt retten
n-tv
Japans demografische Entwicklung ist eindeutig, es gibt weit mehr Alte als Junge, die Geburtenrate ist niedriger, denn je. Viele der Senioren sind auch im hohen Alter noch gesund, das hilft auch gegen den akuten Fachkräftemangel.
Harumi Okubo füllt mit ihren kleinen Händen runde Teigtaschen mit Gemüse und reiht sie neben einer qualmenden Feuerstelle auf. "Unsere Generation hat immer hart gearbeitet", erzählt die Japanerin stolz. Okubo ist 79 Jahre alt. Seit sechs Jahren backt sie in einem Restaurant ihres Heimatdorfes Ogawa in Japans bergiger Präfektur Nagano Oyaki ein mit Gemüse oder süßer Bohnenpaste gefülltes Gebäck. "Hier kann ich plaudern. Zu Hause hätte ich mit meinem Mann ja gar nichts zu bereden", lacht die zweifache Ur-Großmutter. "Arbeiten, um ein Leben lang aktiv zu bleiben", laute die Philosophie seines Unternehmens, sagt Okubos Arbeitgeber Koryu Gonda. Von seinen 70 Mitarbeitern seien 25 älter als 60 Jahre alt.
Keine andere Industrienation der Welt altert so rasant wie Japan. Der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung der vor Deutschland drittgrößten Volkswirtschaft der Welt liegt laut dem Innenministerium in Tokio inzwischen bei 29,1 Prozent. Japan erfreut sich zugleich der höchsten Lebenserwartung in der Welt - 2021 lag sie bei durchschnittlich 87,6 Jahren für Frauen und 81,5 für Männer.
Da kann es nicht verwundern, dass der Anteil der Menschen, die noch im Seniorenalter arbeiten, in Japan höher liegt als in anderen entwickelten Ländern. Inzwischen sind rund neun Millionen davon älter als 65. Das ist ein Anteil von 13,5 Prozent an der erwerbstätigen Bevölkerung. In vielen Unternehmen in Japan ist es üblich, dass Beschäftigte mit 60 oder davor offiziell ausscheiden. Mehr als 80 Prozent werden dann zwar weiterbeschäftigt, allerdings zu oft drastisch niedrigeren Löhnen. Da Pensionen oft erst ab 65 Jahren gezahlt werden, sind viele Ältere schlicht darauf angewiesen weiterzuarbeiten.