Japans neues Liebäugeln mit der Atombombe
Die Welt
Putins Angriff auf die Ukraine bringt Japans Pazifismus ins Wanken. In dem Land, das nukleare Angriffe erleiden musste, sind Kernwaffen jetzt nicht mehr tabu. Bei seinem Besuch in Tokio am Donnerstag muss Kanzler Olaf Scholz über eine Bedrohung sprechen, die mächtiger ist als Russland.
Als einziges Land der Geschichte musste Japan Angriffe mit Atombomben erdulden. Wie viele Menschen im August 1945 in Hiroshima und Nagasaki starben, ist bis heute unklar. Schätzungen gehen von etwa 215.000 Toten aus, Tausende von Menschen starben an Spätfolgen. Insofern überrascht es nicht, dass Japan lange mit Atomwaffen nichts zu tun haben wollte. Zwar ist das Land unter dem atomaren Schutzschirm des Sicherheitspartners USA und beherbergt mehrere zehntausend US-Soldaten. Aber die Stationierung von Atomwaffen auf seinem Territorium galt lange als tabu.
Auch über Deutschland ist der atomare Schirm der Amerikaner aufgespannt. Aber anders als Japan hat Deutschland eine nukleare Teilhabe im Rahmen der Nato-Charta. Nukleare Teilhabe bedeutet, die technischen Voraussetzungen für den Einsatz von Nuklearwaffen zu schaffen, darunter mit geeigneten Flugzeugen, deren Lagerung zu gestatten und bei Beratungen und Entscheidungen beteiligt zu sein. Derzeit lagern US-Atomwaffen in Deutschland, Belgien, Italien, der Türkei und den Niederlanden.