Janine Wissler: Linke wird sich Rot-Grün-Rot nicht verschließen
Frankfurter Rundschau
Janine Wissler steht kurz vorm Wechsel aus Wiesbaden nach Berlin. Dort könnten die Linken bald Teil einer neuen Regierung werden.
Frankfurt am Main - Sie steht derzeit jeden Tag auf einem anderen Marktplatz in der Republik. Reist durch das ganze Land, um Wahlkampf für die Linke zur Bundestagswahl 2021 zu machen. Zum Schlafen kommt Janine Wissler bei dem Arbeitspensum kaum, schon gar nicht im eigenen Bett in Frankfurt. Und doch setzt sich die Spitzenkandidatin der Linken neulich am späten Abend noch ins Auto und fährt von Berlin die 550 Kilometer Richtung Frankfurt, um am nächsten Morgen bei der Familie zu sein. Zur Einschulung der Nichte. Seit Februar ist Wissler Bundesvorsitzende der Linken, gemeinsam mit Susanne Hennig-Wellsow. Das bedeutet auch: Sie hat nun ein Büro in Berlin, ist selten in Frankfurt. Nun will die 40-Jährige auch in den Bundestag. Sie ist Direktkandidatin im Wahlkreis 182, doch darüber wird sie wohl nicht in den Bundestag kommen. Aber als Spitzenkandidatin ist ihr ein Platz im nächsten Parlament bei Einzug der Linken sicher. Und dann wird sie erst recht nicht mehr viel aus Berlin herauskommen. Dabei sagt sie schon jetzt, sie vermisse Frankfurt. Doch der Einzug in den Bundestag „ist als Bundesvorsitzende nur sinnvoll“. Zurück lässt sie einiges: ihren Frankfurter Kreisverband, ihre Fraktion im Hessischen Landtag. 2008 waren sie und die Linke erstmals in den Landtag eingezogen. Wissler war damals mit 26 Jahren die jüngste Abgeordnete im Parlament. Und sie machte sich schnell einen Namen als Rednerin, ist auch ein gefragter Talkshow-Gast. Die studierte Politologin kommt schnell auf den Punkt, ist rhetorisch geschliffen, mitunter wird sie scharf, aber nie herablassend. Und sie ist schlagfertig. Auf einen Rechtschreibfehler der AfD in einem Antrag zur Meinungsfreiheit wies sie mit den Worten hin: „Fürsorge schreibt man nicht mit h. Mit Sorge um den Führer hat das nämlich nichts zu tun.“More Related News