James Brandon Lewis Quartet: „Code Of Being“ – In der Umlaufbahn
Frankfurter Rundschau
„Code Of Being“: Das James Brandon Lewis Quartet denkt über Jazz nach.
Am Anfang war die Melodie, und die Melodie folgte einem Rhythmus. Also könnte auch genauso gut der Rhythmus am Anfang gewesen sein? Oder vielleicht der Klang, ohne den Rhythmus wie Melodie inexistent wären?
Es sind durchaus grundlegende Parameter, mit denen das Quartett des charismatischen Tenorsaxofonisten James Brandon Lewis beschäftigt ist. Was erklingt, ist transparent und luzide, aber nie eindeutig. „Resonance“ zum Beispiel, das Eröffnungsstück, beginnt mit hingetupften Bass- und Klaviertönen sowie leisen Schlagzeugwischern, so dass jeder Jazzhörer sofort weiß, dass hier der Boden bereitet wird für das Melodieinstrument, das natürlich ein Tenorsaxofon ist. Es tritt auf mit einer feinen kleinen Melodie, und während man noch diesem ersten Eindruck nachhorcht, hat der Saxofonist schon andere Ufer angesteuert. Bass und Schlagwerk wandeln sich zu einer subtil agierenden sound-and-rhythm-section, das Klavier übernimmt eine treibende und tonal erweiternde Rolle, und das Saxofon entschwindet mit seiner energiereichen Variationsarbeit, die sich von der liebenswerten Melodie längst gelöst hat, in einer fernen Umlaufbahn.
Das geschieht schnell und wie von selbst, alles bleibt nah beisammen und bewegt sich in einem klanglichen Horizont, den man umstandslos dem zeitgenössischen Jazz zurechnet.