
James Blake: „Friends That Break Your Heart“ – Der Meister des Klagelieds
Frankfurter Rundschau
Nun auch schon ein Pop-Veteran: James Blakes neues Album „Friends That Break Your Heart“ ist eine Enttäuschung.
Um ein Leiden, inszeniert in einer ungeheuren musikalischen Schönheit, geht es – mit Ausnahmen – bei James Blake, um eine fragile männliche Empfindsamkeit. Auf seinem schlicht mit seinem Namen benannten, 2011 veröffentlichten Debütalbum schon, und auch diesmal, auf „Friends That Break Your Heart“, dem fünften Album des inzwischen in Kalifornien lebenden Londoners. Das Debüt hatte die Popwelt in Verzückung versetzt: eine kristalline Produktion um eine reizvoll gebrochene und oft verfremdete Falsettstimme herum.
Blake hat den Post-Dubstep mitgeprägt und über den großen Erfolg samt Grammys hinaus tiefe Spuren in der Popmusik hinterlassen, unter anderem bei Bon Iver, Billie Eilish und FKA Twigs. Hernach hat Blake über drei Alben hinweg mit Mischungsverhältnissen von Kargheit und Dichte experimentiert. In einer solchen Weise, dass die lichte Höhe des Debüts unerreicht blieb, es jedoch immer interessant war. Mal mehr, mal nicht ganz so. Und mitunter wirkte der große Schmerzensmann, der Meister des Klagelieds, auch mal ein wenig gelöster.
Zehn Jahre nach dem ersten großen Aufsehen gilt man in der Popmusik in den meisten Fällen als Veteran. Kann ja auch was für sich haben, sarkastisch betrachtet jedenfalls. Wenigstens könne er jetzt die Gesichter sehen in den kleiner gewordenen Zuschauermengen, heißt es in dem Song „Say What You Will“, und im Video dazu zeigt sich ein James Blake in niedergeschlagener Stimmung, der sich sowohl im Sport als auch in Sachen Aufmerksamkeit von Finneas, dem Bruder und Produzenten von Billie Eilish, abgehängt sieht. Nach dem Hören von „Friends That Break Your Heart“ könnte man böse sagen: Ein großes Unrecht geschieht ihm da nicht. Denn das Album ist eine Enttäuschung. Insgesamt noch ein Stück dichter als zuletzt die Texturen. Nicht zum Vorteil.