Jair Bolsonaros Bilanz in Brasilien: Die Axt im Urwald
Frankfurter Rundschau
Greenpeace legt eine Bilanz zur bisherigen Amtszeit von Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro vor. So ist etwa die Waldzerstörung in der Amazonas-Region rasant gestiegen.
Rio de Janeiro – Die Umweltorganisation Greenpeace hat eine verheerende Umwelt- und Menschenrechtsbilanz für die bisherige Amtszeit von Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro gezogen. In den letzten drei Jahren sind danach die Treibhausgas-Emissionen des Landes um fast zehn Prozent und die Rate der Waldzerstörung in der Amazonas-Region um 75 Prozent gestiegen. Die Landkonflikte haben um fast 40 Prozent zugenommen. Greenpeace fordert, das geplante EU-Mercosur-Handelsabkommen endgültig zu stoppen, da es den Raubbau am Regenwald weiter anzuheizen drohe.
Der Rechtsaußen-Politiker Bolsonaro kam im Januar 2019 ins Amt, er will in diesem Herbst wiedergewählt werden. Auf seiner Agenda stand von Anfang an eine Freigabe von Amazonas-Schutzgebieten für die Agrar-, Holz- und Bergbau-Industrie. Zugleich schwächte Bolsonaro die Umwelt- und Kontrollbehörden des größten südamerikanischen Landes.
Der Greenpeace-Report bilanziert nun die Folgen dieser Politik. Vor Bolsonaros Amtsantritt betrug die jährliche Entwaldungsrate im Amazonasgebiet laut dem brasilianischen Nationalen Institut für Weltraumforschung (INPE) rund 7500 Quadratkilometer pro Jahr, bei der jüngsten Bilanz für August 2020 bis Juli 2021 waren es über 13 200. Hauptursachen sind (Brand-)Rodungen für Viehzucht und Monokulturen für den Anbau von Agrarrohstoffen.
Rund 60 Prozent des Amazonas-Regenwaldes, ein Gebiet von der Größe Westeuropas, liegt in Brasilien. Er macht etwa ein Drittel des gesamten weltweit noch verbliebenen Tropenwaldes aus und spielt eine zentrale Rolle dabei, CO2 aus der Atmosphäre aufzunehmen und die Klimaerwärmung zu begrenzen. Vor allem wegen der Entwaldung stiegen die Treibhausgas-Emissionen. Im Jahr 2020 waren es laut dem Greenpeace-Report 2,16 Milliarden Tonnen, soviel wie seit 2006 nicht mehr. Anno 2019 lag der Wert bei 1,97 Milliarden.
Höchststand der Wald-Zerstörung war 2004 gewesen, mit 27 700 Quadratkilometern. Sie ging dann auf 4500 Quadratkilometer anno 2012 zurück. Doch die Rate stieg im letzten Jahrzehnt wieder an – vor allem seit Bolsonaro regiert. Zuletzt hat Brasilien zwar auf dem UN-Klimagipfel im Rahmen einer multilateralen Allianz zum Schutz von Wäldern versprochen, den Kahlschlag bis 2030 zu stoppen. Bei Beobachterinnen und Beobachtern traf das jedoch auf große Skepsis.