
Jacques Chiracs Erben stehen am Scheideweg
Die Welt
Jahrzehntelang waren die Rechts-Bürgerlichen in Frankreich eine Macht – seit zehn Jahren sitzen sie in der Opposition. Viele Parteikader sind in Emmanuel Macrons oder Marine Le Pens Partei gewechselt. Nun soll sie ein neuer Vorsitzender vor dem Verschwinden retten.
Die Partei der französischen Konservativen, mittlerweile seit zehn Jahren in der Opposition, kämpft ums Überleben. Es geht für Les Républicains (LR) um alles oder nichts, ums „Neuerfinden oder Verschwinden“, wie es Brice Hortefeux, Parteiurgestein und treuer Sarkozy-Gefärte, formuliert. Am Wochenende wählen die gut 80.000 Mitglieder ihren Vorsitzenden. Allein diese Zahl lässt tief blicken. Zu Glanzzeiten der Partei, als der charismatische Jacques Chirac Präsident war, hatte sie zehnmal mehr Mitglieder.
Die Diagnose ist düster: Die französischen Konservativen haben drei Präsidentschaftswahlen hintereinander verloren, ihre Fraktion im Parlament ist von 350 Abgeordneten auf 62 zusammengeschrumpft und keine größere Stadt im ganzen Land, in der einer der Ihren ein Rathaus führte. Der Bürgermeister von Toulouse, der letzte einer Metropole, hat gerade sein Parteibuch abgegeben und den „Rechtsruck“ beklagt.