Italien pokert mit seinen Kunstschätzen
n-tv
Ein Stadtrat aus Venedig hat unlängst vorgeschlagen, Gustav Klimts "Judith" für den Bau eines Fußballstadions zu verkaufen. Die Stadt lehnte umgehend ab. Doch immer wieder, wenn das Geld knapp wird, kommt diese Idee auf.
Kurz vor Ostern gab der venezianische Stadtrat für Sport, Renato Boraso, einer Lokalzeitung ein Interview, in dem er vorschlug, Gustav Klimts Gemälde "Judith" zu verkaufen. So käme man an die Mittel, um ein neues Fußballstadion und eine Basketballhalle zu bauen. Die Empörung über die Idee war so groß, dass sich die Gemeinde genötigt sah, die Angelegenheit sofort zurechtzurücken und zu versichern, dass der Verkauf der "Judith" überhaupt nicht zur Debatte stehe. Das Gemälde bleibe in Ca' Pesaro, beziehungsweise sei momentan im MART Museum in Rovereto als Leihgabe zu sehen.
Eigentlich wollte man den Bau der Fußball- und Basketballanlage, für die man schon ein Gelände in der Nähe des venezianischen Flughafens Marco Polo ausgemacht hat, mit den Geldern des EU-Wiederaufbaufonds finanzieren. Doch aus Brüssel kamen Stoppzeichen, die Sportanlage müsse man sich schon anders finanzieren, hieß es. Daher Borasos Idee, Klimts Kunstwerk, das die Stadt 1910 erworben hatte, zu versilbern.
Wobei der Erlös sowieso nur einen Teil der Baukosten, die bei 308 Millionen Euro liegen, decken würde. 2015 wurde der Wert der "Judith" zwischen 70 und 80 Millionen Euro geschätzt. Auch damals spielte die Stadtverwaltung mit der Idee, das Gemälde zu verkaufen. Damals machte Bürgermeister Luigi Brugnaro, der die Stadt bis heute verwaltet, den Vorschlag, Klimts Gemälde und ein paar andere zu verkaufen. Die Einnahmen sollten die leeren Kommunalkassen füllen.