Ist es okay, kleine Fernsehsünden zu begehen?
ZDF
Ist es okay, wenn man zurzeit bei einer Serie oder Show abschaltet? Ja, sagen Experten. Denn: Unterhaltung hilft beim Aushalten.
Wer schafft es in der "Küchenschlacht" ins Finale, welche Fälle löst "Der Staatsanwalt"? Und wo geht Cheyenne Ochsenknecht Handtaschen shoppen? Das sind Fragen, für die sich sehr viele Menschen interessieren. Sie schalten beim Fernsehen oder im Netz einfach gerne mal ab.
Auch oder gerade in Krisenzeiten sind Unterhaltungsformate gefragt. Stichwort: Eskapismus. Die kleinen Fluchten vor der Realität. Man kann sich dabei fragen, ob es nicht gerade Wichtigeres auf der Welt gibt. Kann ich so etwas gucken, wenn sich in der Ukraine, nur zwei Flugstunden entfernt, Menschen vor den Bomben in die Keller flüchten?
Wie wichtig Unterhaltung ist, weiß der Medienwissenschaftler Gerd Hallenberger. Das fängt schon damit an, dass man sich nicht einfach "berieseln" lässt. "Ganz so einfach ist es in der Regel nicht", sagt Hallenberger.
In schwierigen Zeiten komme die Unterhaltung leichter daher.
Unterhaltung kann ein Ausgleich sein, sagt der Fernsehkenner Hallenberger, langjähriger Juror beim Grimme-Preis. Er vergleicht das mit dem Tod eines nahen Angehörigen. "Wie sieht Trauer aus? Man kann nicht 24 Stunden am Tag trauern, dann verliert man sich völlig und verliert auch die eigene Mitte."
Derzeit löst der Ukraine-Krieg viele Ängste aus, etwa, ob ein Atomkrieg kommt. Das ist belastend. Aus Hallenbergers Sicht wird gerade nicht ohne Grund oft geraten, nicht den ganzen Tag Nachrichten zu gucken und nicht immer die Push-Nachrichten auf dem Handy zu aktivieren. "Sonst überwältigt das einfach zu sehr."
Unterhaltung hilft beim Aushalten. Sie bringt laut Hallenberger vor allem "Genuss und Selbstgenuss". Damit meint er Lachen, Empathie, positive Erlebnisse. "Ich gucke ein Quiz und merke: Ich kann was." Bei fiktionalen Stoffen wie in Filmen gehe es darum, zu fühlen. "Ich lebe noch, ich fühle etwas."