Ist der Osten stärker von der Krise betroffen?
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In verschiedenen Städten Ostdeutschlands demonstrieren immer wieder montags tausende Menschen. Sie beklagen steigende Preise und fordern eine andere Energiepolitik. Im Westen hingegen regt sich weniger Widerstand, sind die Menschen im Osten wirklich heftiger von der Krise gebeutelt?
Knappes Gas, teurer Sprit, steigende Preise für Brot und Butter: Krisenstimmung herrscht fast überall im Land, aber im Osten noch mehr als im Westen. Tausende protestieren jede Woche montags in Schwerin oder Plauen, Gera oder Cottbus. Und auch für Politiker von rechts bis links scheint klar: Die Krise trifft den Osten härter. Aber ist das so?
"Rein ökonomisch kann man wirklich nicht sagen, dass der Osten dramatisch viel stärker betroffen ist von den Russland-Sanktionen oder von den Gaspreisen", sagt Ökonom Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Martin Gornig vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht das genauso: "Die ökonomischen Fakten sprechen eigentlich gegen eine stärkere Betroffenheit." Die Sorgen im Osten finden beide Forscher trotzdem verständlich. Es lohnt sich also ein genauerer Blick.
Holtemöllers IWH-Institut schloss Ende September aus der Gemeinschaftsdiagnose führender Wirtschaftsforscher, dass die Konjunktur in den östlichen Bundesländern sogar etwas stabiler läuft als im Westen. Die ostdeutsche Produktion soll demnach dieses Jahr um 1,5 Prozent wachsen und somit etwas stärker als in Deutschland insgesamt. Im nächsten Jahr soll der erwartete Rückgang der Wirtschaftsleistung mit 0,1 Prozent im Osten schwächer ausfallen als bundesweit (minus 0,4 Prozent).
Wie geht es für die Tausenden Beschäftigten bei VW weiter? Der Konzern plant, die Bezüge in der Krise zu kürzen. Die Arbeitnehmer kontern mit einem eigenen Zukunftskonzept. Noch gibt sich der Autobauer bedeckt, zum Start der dritten Tarifrunde mobilisiert die IG Metall zu einer großen Demonstration in Wolfsburg.