
ISS als Spielball im Ukraine-Krieg: Kehrt Nasa-Astronaut mit russischer Sojus-Kapsel zur Erde zurück?
Frankfurter Rundschau
Kehrt ein Nasa-Astronaut an Bord einer russischen Raumkapsel von der ISS zurück? In Zeiten des Ukraine-Kriegs ist das nicht mehr selbstverständlich.
Houston – Als der Nasa-Astronaut Mark Vande Hei am 9. April 2021 zu seiner zweiten Mission zur Internationalen Raumstation ISS aufbrach, war die Welt – abgesehen von Corona – noch verhältnismäßig normal. Gemeinsam mit den russischen Kosmonauten Oleg Novitskiy und Pyotr Dubrov flog Vande Hei mit einer russischen Sojus-Kapsel ins All – ein ganz normaler Vorgang in der Raumfahrt, in der es zahlreiche Kooperationen zwischen Russland und anderen Nationen gibt.
Am 30. März 2022, knapp ein Jahr später, soll Vande Hei wieder zur Erde zurückkehren. Doch auf der Erde hat sich einiges verändert: Russland hat den Ukraine-Krieg begonnen, weshalb Millionen Ukrainer:innen aus dem Land geflüchtet sind. Diejenigen, die bleiben, um ihr Land zu verteidigen, erleben Schlimmes. Sanktionen gegen Russland führen nicht nur zur Knappheit mancher Lebensmittel, sondern auch zu Problemen in der Raumfahrt – unter anderem könnte eine geplante europäisch-russische Mars-Mission verschoben werden.
Und die ISS ist längst zu einem Spielball russischer Propaganda geworden. Seit Beginn des Ukraine-Konflikts drohte Dmitri Rogosin, Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, bereits mehrfach mit einem Absturz der ISS. Unterdessen bemüht sich die US-Raumfahrtorganisation Nasa darum, die Situation zu deeskalieren und den Konflikt von der Internationalen Raumstation weitgehend fernzuhalten. Zwar denkt man bei der Nasa darüber nach, wie man die ISS im schlimmsten Fall ohne Russland betreiben könnte, doch bisher läuft rund um die Raumstation alles seinen bisher üblichen Gang. Roskosmos nutzt seine Progress-Frachter, um die Flugbahn der ISS anzuheben und peilt einen planmäßigen Raketenstart der nächsten Kosmonauten an.
Auch dass mit Mark Vande Hei ein Amerikaner an Bord einer russischen Sojus-Kapsel zur Erde zurückkehren soll, scheint – entgegen anderslautender Spekulationen – kein Thema zu sein. Bei einer Pressekonferenz am 14. März erklärte Joel Montalbano, der Nasa-Manager des ISS-Programms: „Ich kann Ihnen mit Sicherheit sagen: Mark kommt mit dieser Sojus nach Hause“. Man sei in Kommunikation mit den russischen Kollegen. Die Rückkehr des Nasa-Astronauten am 30. März solle wie jede andere Rückkehr einer Sojus-Kapsel vonstattengehen, erklärte Montalbano weiter.
Vande Hei und seine russischen Kollegen Pyotr Dubrov und Anton Shkaplerov werden demnach in der kasachischen Steppe landen. Dort sollen etwa 20 Nasa-Angestellte Vande Hei in Empfang nehmen und zuerst seine körperliche Verfassung überprüfen. Schließlich hat der Nasa-Astronaut knapp ein Jahr in der Schwerelosigkeit des Weltalls verbracht, was für den menschlichen Körper eine sehr große Umstellung bedeutete. Anschließend soll Vande Hei zur Nasa nach Houston gebracht werden.