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Israels aufmerksames Misstrauen – Iran führt Atompläne fort
Frankfurter Rundschau
Der Westen will die Neuauflage des Atomdeals mit dem Iran – Jerusalem wappnet sich dafür
Jerusalem – Mit einer Rückkehr zu einem internationalen Atom-Deal scheint es dem Iran nicht zu pressieren. Nicht nur Israel hegt den Verdacht, dass die Theokratie auf Zeit spiele, um ihr Nuklearprogramm voranzutreiben. Angepeilt war die Fortsetzung der Wiener Gespräche über eine Neuauflage des Abkommens bereits für September. Doch bislang macht Teheran keine Anstalten, sich auf einen Termin dafür festzulegen.
Dem EU-Gesandten Enrique Mora wurde bei seinem Besuch im Iran vorige Woche lediglich zugesagt, man könne ja über die Angelegenheit zunächst in Brüssel diskutieren. Derweil drehen sich die iranischen Zentrifugen. Inzwischen besitze man 120 Kilo auf 20 Prozent angereichertes Uran, verkündete jüngst Mohammed Eslami, Chef der nationalen Atomenergiebehörde, im Staatsfernsehen der Islamischen Republik. Eine kleinere Menge soll laut der internationalen Aufsichtsbehörde IAEA versuchsweise bereits auf 60 Prozent hochgeschraubt worden sein.
Damit ist der Iran zwar noch nicht unmittelbar an der Schwelle zur Atommacht angelangt. Für den Bau einer A-Bombe sind zu etwa 90 Prozent angereichertes Uran sowie technologisch kompliziertes Knowhow vonnöten. Aber bereits heute, so ein hochrangiger israelischer Sicherheitsoffizieller beim Briefing von Auslandskorrespondent:innen, „sind die Iraner näher dran, spaltbares Material für Kernwaffen zu erzeugen als je zuvor“.