![Israel: Niemand glaubt an dauerhafte Ruhe](https://www.fr.de/bilder/2021/08/06/90906604/26676174-eine-patrouille-der-israelischen-grenzpolizei-im-mai-in-den-verrammelten-strassen-von-akko-jalaa-marey-afp-2qATckw5s6ef.jpg)
Israel: Niemand glaubt an dauerhafte Ruhe
Frankfurter Rundschau
Die Stadt Akko in Israel lebt eigentlich vom Tourismus. Doch der Gaza-Konflikt und die Corona-Pandemie sorgen seit einiger Zeit für Armut und Gewalt. Die Reportage.
Akko - Gib mir ein paar Schekel, sagt die junge Frau mit dem zerzausten Haar und dem zahnlosen Mund zu einem Passanten, doch der schüttelt nur den Kopf. „Warum nicht?“, fragt die Bettlerin. „Ich habe nichts“, sagt der Mann, „ich habe einfach nichts.“ Er hat gepflegtes Haar und trägt eine Jacke von ehemals edlem Fabrikat, an mehreren Stellen ist sie aufgerissen. Auch die Schuhe sind Markenware und von Löchern durchsetzt. Die Armut zeigt sich auch in Akko, der alten Festungsstadt im Norden Israels, oft erst beim zweiten Hinsehen. Und viele schauen lieber weg. Bis es explodiert, wie dieses Jahr im Mai. Vermummte junge Männer liefen durch die Gassen der Altstadt, schlugen Fenster ein, zündeten Häuser an, prügelten Menschen in die Bewusstlosigkeit. Es war die Zeit, als in mehreren Städten Israels Straßenkrieg herrschte. Es war auch die Zeit, in der die Terrorgruppen in Gaza Tausende Raketen auf Israel abfeuerten. In der Welt blickte alles auf die Gaza-Front. Doch für viele Menschen in Israel war es die Front im Inneren, die das größte Entsetzen, die stärksten Ängste hervorrief. Von einem Bürgerkrieg sprach Staatspräsident Reuven Rivlin. Synagogen brannten, islamische Friedhöfe wurden geschändet, Lynchmobs gingen auf Menschen los. Die Gewalt erschütterte das Grundvertrauen: War der nette arabische Fischverkäufer in Wahrheit einer, der insgeheim klatschte, wenn das Auto einer Jüdin in Flammen aufging? War unter den Jungen, die durch die Straße zogen und „Tod den Arabern“ brüllten, auch jemand aus der Nachbarschaft?More Related News