
"Irgendwann wird man müde, mit falscher Identität zu leben"
n-tv
Häufig wird angenommen, dass untergetauchte Menschen keinesfalls gefasst werden wollen, sagt der Fallanalytiker Axel Petermann im Interview mit ntv.de. So sei das aber nicht. "Ich habe Täter kennengelernt, die nach einem Tötungsdelikt über einen längeren Zeitraum alles dafür getan haben, nicht identifiziert zu werden. Einige haben sich dann trotzdem selbst gestellt, weil sie mit dem inneren Druck irgendwann nicht mehr umgehen konnten." Andere seien erleichtert gewesen, als sie gefasst wurden - so war es offenbar auch bei der ehemaligen RAF-Terroristin Daniela Klette.
ntv.de: Was ist das größte Problem, wenn man über Jahrzehnte mit falscher Identität lebt: die fehlende Sozialversicherung oder die Gefahr, dass ein Nachbar mal über ein Fahndungsfoto stolpert?
Axel Petermann: Die fehlende Sozialversicherung ist es nicht, denke ich. Wenn wir Daniela Klette als Beispiel nehmen: Sie hat mit Raubüberfällen dafür gesorgt, dass sie ein hohes Einkommen hatte. Dadurch haben sie und ihre Mittäter zwar ein großes Risiko auf sich genommen, andererseits aber auch dafür gesorgt, dass sie über einen längeren Zeitraum nicht darauf angewiesen waren, durch kleinere Straftaten immer wieder auf sich aufmerksam zu machen. Offenbar hat sie auch Geld durch privaten Nachhilfeunterricht eingenommen, und das wird ja in bar bezahlt.
Also die Gefahr, erkannt zu werden?
