
Iranischer Filmemacher Panahi muss sechsjährige Haftstrafe antreten
DW
Die iranische Justiz hat die Inhaftierung des preisgekrönten Filmregisseurs Jafar Panahi bestätigt. Der 62-Jährige werde die Strafe im Teheraner Ewin-Gefängnis verbüßen, teilte die iranische Justizbehörde mit.
Ein Sprecher der iranischen Justiz sagte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Irna, Panahi sei seit einer Woche im Ewin-Gefängnis in Teheran. Es gehe um eine frühere sechsjährige Haftstrafe, die der 62-Jährige absitzen muss.
Panahi war am 11. Juli 2022 in der iranischen Hauptstadt festgenommen worden, als er sich bei der Staatsanwaltschaft nach seinem Kollegen Rasoulof erkundigen wollte. Berlinale-Gewinner Mohammed Rassulof und Mostafa Al-Ahmad, beide prominente Regisseure, waren kurz vorher festgenommen worden.
"Die jüngsten Verhaftungen hochrangiger Kritiker durch die iranischen Behörden sind Teil eines neuen Vorgehens gegen friedliche Dissidenten", kritisierte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in einer Erklärung vom Dienstag (12.07.2022). Das Filmfestival Cannes forderte eine sofortige Freilassung der drei Regisseure. In einer Mitteilung hieß es, man verurteile die Festnahme sowie die Welle der Repression gegen Künstler im Iran scharf.
Wie Mohammad Rasoulof ist auch Panahi Preisträger des Goldenen Bären der Berlinale. 2015 erhielt er den Hauptpreis für seinen Film "Taxi". 2018 wurde er zudem in Cannes für sein Drehbuch zu "Three Faces" ausgezeichnet. Persönlich entgegennehmen konnte der Regisseur die Auszeichnungen nicht, er darf den Iran nicht verlassen, seit er 2010 wegen "Propaganda gegen das System" verurteilt wurde.
Dem 50-jährigen Rasoulof und seinem Kollegen Al-Ahmad wird vorgeworfen, nach dem verheerenden Einsturz eines Hochhauses im südwestiranischen Abadan am 23. Mai "Unruhe gestiftet und die psychologische Sicherheit der Gesellschaft gestört" zu haben, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Freitagabend. Bei dem Einsturz des im Bau befindlichen Hochhauses waren 43 Menschen ums Leben gekommen. Der Vorfall zählt zu den schlimmsten Unglücken im Iran in den vergangenen Jahren und löste heftige Proteste gegen die Behörden aus, die gewaltsam niedergeschlagen wurden.